Elmshorner Nachrichten vom 19.3.2008
Redakteur: Frauke Heiderhoff

Erinnerungen an das alte Stargard

Heimathaus am Mittelweg erweist sich als wahre Fundgrube für historische Exponate aus Pommern

Bücher, Fotos, Orden und vieles mehr erinnern im Heimathaus Stargard an die pommersche Stadt. Das Haus stellte die Stadt Elmshorn dem Stargarder Heimatkreis im Jahr 2003 als Museum zur Verfügung.

Ingrid Luczkowski im Heimathaus Stargard

Ingrid Luczkowski führt die Besucher jeden 2. Sonntag im Monat durch das Museum.
Zu sehen gibt es beispielsweise ein Modell der Stargarder Marienkirche.

Original Delfter Fliesen, ein wertvoller Kachelofen mit Kachelfries und das Ziffernblatt einer historischen Uhr um 1735 finden sich in dem mit Reet gedeckten Haus, dem Elmshorner "Heimathaus Stargard", am Mittelweg. Das Gebäude bietet einen würdigen Rahmen für historische Exponate und erhaltenswerte Erinnerungsstücke aus der Stargarder Heimatstube. Die aus dem Kreis Stolp in Pommern stammende Ingrid Luczkoswki, geborene Hischke, hält sich einmal im Monat im Heimathaus auf, um interessierten Besuchern die von Stargardern gesammelten Relikte zu zeigen. Ingrid Luczkoswkis Verbindung zu Stargard? Ihr Mann stammt aus der alten deutschen Stadt. "Bevor er vor den Russen flüchtete, vergrub er das Silberbesteck der Familie im Garten", erzählt Ingrid Luczkoswki.

Dem Schicksal der "Gustloff" entgangen

Als das Ehepaar später nach Stargard reiste, wollten die beiden das Besteck wieder ausgraben. "Doch die Polen hatten auf der Rasenfläche ein Haus gebaut, so dass dies nicht mehr möglich war", erinnert sich Ingrid Luczkoswki mit einem Lächeln. Ihr Schicksal ist - wie das ihres Mannes - ein "typisches Pommern Schicksal". "Gemeinsam mit meiner Mutter versuchte ich als damals Siebenjährige auf dem Schiff "Gustloff'" zu fliehen", erzählt sie. Doch sie hatten das Schiff um Minuten verpasst. Wie sich später herausstellen sollte, eine lebensrettende Schicksalsfügung.

Heimathaus Stargard in Elmshorn

Das Haus am Mittelweg stellte die Stadt Elmshorn dem Stargarder Heimatkreis
zur Verfügung

Der Wille, die Erinnerung an die verlorene Heimat aufrechtzuerhalten, ist sicherlich ursächlich für Ingrid Luczkowskis Heimathaus-Engagement. Ihrer "ordnenden Hand" und Spürnase ist es zu verdanken, dass nach dem Umzug im Jahre 2003 alle Erinnerungsstücke wieder ihren Platz im kleinen Museum fanden. Bis die Stadt Elmshorn das neue Heimathaus am Mittelweg zur Verfügung stellte, waren diese im Torhaus der Krückaustadt untergebracht. Interessierte Besucher finden im Heimathaus nicht nur Exponate einer alten deutschen Stadt. Es ist darüber hinaus auch eine Fundgrube zum Studium historischer Ereignisse. Dort dürfen Besucher Familienforschung betreiben, um die Verbundenheit der ehemaligen Bewohner zu ihrer Heimat nachvollziehen zu können. So finden sich im Heimathaus alte Stargarder Zeitungen, Bücher, Fotoalben, Bilder, aus Pappe nachgebildete Modelle von Stargarder Gebäuden wie die Marienkirche, aber auch Evakuierungslisten und vieles andere mehr.

Insgesamt deckt das kleine Museum folgende Bereiche ab: geschichtliche Entwicklung der Stadt Stargard; Modellanlage: historische Gebäude; militärische Traditionen und Schützengilde; Handwerk, Gewerbe und Industrie; die Schulen und das Vereinswesen; Flucht und Vertreibung (Zeitzeugenberichte); Gemälde und Graphiken von historischen und neuen Stadtansichten; Bibliothek mit Nachschlagewerken sowie Dia-Serien und Videofilme; Archivbestände für Wechselausstellungen und Restaurierung.

Treffpunkt für eine deutsche Minderheit

Stargarder aus der Umgebung Elmshorns sowie eine deutsche, noch in Stargard verbliebene Minderheit nutzen das Heimathaus alle zwei Jahre als Treffpunkt. Ingrid Luczkoswki öffnet Interessierten an jedem zweiten Sonntag in Monat von 10 bis 12 Uhr die Türen. Aber auch unter Telefon (04121) 75242 kann ein Besuchstermin vereinbart werden.

 

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