Fliegerhorst Klützow

Werner Lenz
Ober/Ottersbach 3
53783 Eitorf/Sieg
Tel. 02243-5052

10.4.2009

Auf der linken Seite in Klützow, von Stargard kommend, befand sich eine Zuckerfabrik. Auf der rechten Seite wurde ein Flugplatz gebaut, denn 1936 bekam Deutschland wieder eine Wehrmacht. Ich war Elektro Lehrling und unsere Firma bekam, weil unser Meister in der Partei war, einen großen Auftrag. Wir installierten die Kommandatur, das Offizierskasino, die Flugzeugwerft, Kasernen und einiges mehr.

Kaum war eine Kaserne fertig, kamen die ersten Soldaten. War eine Flugzeughalle fertig, kamen die ersten Flugzeuge. Es war die Me109 (Jagdflugzeug). Es wurde jetzt interessant, weil der Flugbetrieb begann. Da wir uns überall bewegen konnten und mussten, waren wir quasi dabei. Die Soldaten wurden gedrillt. Beim Strafexerzieren zuzusehen machte Angst, denn irgendwann wurde ich ja auch mal Soldat. Flugzeuge beim Start und Landen zuzusehen war aufregend. Manches Flugzeug überschlug sich, mancher Pilot wurde zu Grabe getragen. Als wir die Flugzeugwerft installierten, konnten wir uns sogar ins Flugzeug setzen. Auf dem ganzen Gelände waren mehr Handwerker beschäftigt als Soldaten. Aber mit jeder fertigen Kaserne kippte das Gleichgewicht. Soldaten nahmen zu, Handwerker ab. Neben der Wache am Eingang des Fliegerhorstes hat man einen Betonbunker über der Erde gebaut. Davor stand ein Holzmast, ca. 15-20 Meter hoch. Dieses Bauwerk war für mich sehr interessant, weil hier Funkgeräte installiert waren. Die Funker konnten in der Minute bis zu 120 Buchstaben morsen und auch hören! Hier war eine Abhöranlage aufgebaut, um Feindsender abzuhören. Als der Meister mir eines Tages erklärte, ich sollte in den nächsten Tagen auf den Mast klettern, um die Antenne anzubringen, wurde mir schwarz vor Augen, denn nur vom Hinaufsehen wurde mir schwindlig. Alles hin und her hat nichts genutzt, ich war nicht dazu bereit, auf den Mast zu klettern. Wer dann nun hinaufgestiegen ist, weiß ich nicht. Sicherlich keiner von uns, denn die anderen hatten auch die Hosen voll.

Als die Besatzung des Flugplatzes an Soldaten und Flugzeugen komplett und die Ausbildung fortgeschritten war, zog der gesamte Flugplatz ins Manöver. Hier wurde irgendwo ein Flugplatz eingerichtet, in dem Baracken aufgebaut wurden, in denen die Soldaten wohnten und provisorische Hangars erstellt. Wir Zivilisten (Handwerker) zogen mit ins Manöver, denn wir stellten die Baracken auf und installierten Licht und Wasser usw.. Kaum war alles augebaut, machte man Stellungswechsel. Alles wurde wieder abgerissen, zum nächsten Feldflugplatz gebracht und wieder aufgebaut. Tag und Nacht waren wir im Einsatz. An Schlaf war kaum zu denken. Dreieinhalb Jahre war ich mehr oder weniger auf dem Horst beschäftigt, denn es gab auch noch andere Arbeit. Ich wollte Flugzeugführer werden. So kam es, dass ich Segelflieger wurde. Nebenbei lernte ich funken. Auf dem Flugplatz Berlin Tempelhof machte ich die Eignungsprüfung, um Pilot zu werden. Ich fiel durch und musste daher später bei der FLAK Flugzeuge abschießen.

 

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