Sozial-Kulturelle Gesellschaft
der deutschen Minderheit
Ortsgruppe Stargard

Bericht über die Integrationsfahrt nach Swinemünde und Misdroy

Stargard, den 24.05.2009

Jedes Jahr organisiert die deutsche Minderheit Ortsgruppe Stargard eine Integrationsfahrt für ihre Mitglieder. Nachdem wir im vergangenen Jahr Groß Born besichtigt hatten, entschloss sich der Vorstand, 2009 die Nordroute zu fahren und die Ostseebäder Swinemünde und Misdroy in Augenschein zu nehmen. So konnte am 23.05.2009 eine seit langem geplante Integrationsfahrt an die Ostseeküste stattfinden. Unter den Reiseteilnehmern befanden sich 17 Mitglieder der Ortsgruppe Stargard sowie 6 Vertreter der ukrainischen Minderheit, die unserer Einladung gefolgt waren.

Während unserer etwa 2stündigen Fahrt, die pünktlich um 8 Uhr begann, informierte der Sekretär Piotr Nycz über die pommerschen Städte, durch die wir gerade fuhren. Es war sicher interessant, sich mit der Geschichte Gollnows, Wollins und Swinemündes bekannt zu machen. Besonders beeindruckt waren unsere Mitglieder von den Folgen des Bombenangriffs im März 1945 auf Swinemünde (Friedhof Golm mit über 23 000 Toten). Unterwegs boten sich uns verschiedene Landschaften – breite Felder, grüne Wälder und große Windkraftanlagen, mit deren Hilfe Strom erzeugt wird, an. Pommern hat wirklich einiges zu bieten, wobei der nordwestliche Teil nicht so vernachlässigt wirkt wie z.B. der östliche.

Swinemünde Fort Gerhard

Swinemünde Fort Gerhard 

Kurz nach 10 Uhr trafen wir bei gutem Wetter in Swinemünde ein, wobei  unsere Absicht von Anfang an war, aus Zeitgründen (eine zeitaufwendige Übersetzung mit der Fähre) die Stadtbesichtigung auszulassen und sich nur auf zwei Sehenswürdigkeiten zu konzentrieren: den Leuchtturm und das sogenannte Fort Gerhard. Nachdem wir uns mit belegten Brötchen und Kaffee gestärkt hatten, begann also das Programm. Vor dem Eingang zu der Festung Swinemünde begrüßte uns ein als preußischer Unteroffizier verkleideter junger Fremdenführer, der uns durch die Anlage führte und auf amüsante Weise Erklärungen zu den einzelnen Bauten gab. Die Bausubstanz scheint gut erhalten geblieben zu sein und beeindruckt bis heute durch die Leistung der Baumeister, die imstande waren, aus Ziegelsteinen eine stellenweise 6 Meter dicke Mauer zu bauen. Und zwar bis auf ein Millimeter genau! Zum Abschied wurde uns zu Ehren eine kleine Kanone abgefeuert, deren Knall uns noch lange in den Ohren klang.

Dann gingen wir zum etwa 50 Meter entfernten, europaweit höchsten Leuchtturm. Das imposante Bauwerk ragt stolz in den Himmel, und nur wenige von uns wagten, 302 Treppen hochzuklettern. Diejenigen, die das aber riskierten, berichteten, dass der Abstieg viel schlimmer (anstrengender) als der Aufstieg gewesen sei.

Friedhof in Kasebur

Dorffriedhof Kaseburg bei Swinemünde 

Als wir uns alle unten wiedertrafen, fuhren wir weiter nach Kaseburg, einem kleinen Fischerdorf bei Swinemünde. Unser Ziel war der denkmalgeschützte alte Dorffriedhof, der eine Besonderheit aufweist: Die meisten Grabstellen besitzen noch die ursprünglichen handgeschmiedeten Zäune, die zwar ein verrostetes, aber immer noch  sichtbarer Beweis für handwerkliche Fertigkeiten dortiger Schmiede sind. Wir waren allerdings sehr schockiert, als wir auf der mitten durch den Friedhof führenden Allee Spuren von mehreren Lagerfeuern entdeckten, als ob dort jemand gegrillt hätte. Was für ein Mensch muss man sein, um so etwas zu tun?    

Um neue Eindrücke reicher machten wir uns dann auf den Weg nach Misdroy. Leider schlug das Wetter um, und Misdroy begrüßte uns mit starkem Wind und leichtem Regen. Trotzdem konnten wir die neuerrichtete Seebrücke und die Promenade besichtigen. An sich machte Misdroy einen recht guten Eindruck, alles wirkte sauber und gepflegt, so dass wir uns gar nicht wunderten, überall deutsche Sprache hören und deutsche Autokennzeichen sehen zu können.

Rastplatz

Rastplatz zum Grillen

Müde von allen Strapazen des Tages begaben wir uns auf die Heimfahrt. Auf einem Waldparkplatz irgendwo zwischen Gülzow und Naugard fanden wir endlich eine ruhige Stelle, wo das mitgebrachte Grillgerät zum Einsatz kam. Das Wetter besserte sich, der berühmte pommersche Himmel lächelte uns an, und zusammen mit unseren ukrainischen Gästen grillten wir leckere Würstchen. Unsere Frauen boten selbstgebackene Kuchen und Kaffee an. Es wurden Pläne für die nächste gemeinsame Integrationsfahrt 2010  geschmiedet - vorschlagweise wurden zwei Ortschaften genannt: Cammin und Kolberg. Wir sangen auch deutsche und ukrainische Lieder und genossen eine schöne Naturlandschaft und die milde Sonne. Vertreter der ukrainischen Minderheit luden uns zu ihrer Veranstaltung am 13.Juni ein, und wir nahmen diese Einladung gern an.

In deutlich besserer Stimmung traten wir gegen 17 Uhr die weitere Rückfahrt nach Stargard an. Im Vorbeifahren sahen wir malerische Seen, zwei pommersche Städte Naugard und Massow und landwirtschaftlich genutzte Flächen. Nachdem wir kurz nach 18 Uhr nach Stargard zu unserer Geschäftsstelle zurückgekommen waren, verabschiedete der Vorsitzende Herr Daniel Buda alle Teilnehmer, und unsere Gruppe löste sich auf.

Der Ausflug wurde durch den Zuschuss vom Bezirksvorstand der deutschen Minderheit Stettin und durch die Beiträge der Teilnehmer finanziert. Unser Dank gilt allen Mitgliedern, die zum reibungslosen Ablauf der Veranstaltung beigetragen haben, vor allem aber bedanken wir uns bei der Schatzmeisterin Halina Sobczak, die mit größtem Engagement alles organisiert und die ganze Zeit fest im Griff hatte, sowie ihrem Mann, der wie immer ein vorbildhafter Grillmeister war. Die gemeinsame Fahrt nach Swinemünde und Misdroy trug wesentlich zur besseren Integration unserer Ortsgruppe und zur weiteren Entwicklung guter Kontakte mit der ukrainischen Minderheit bei.

zurück zum Inhaltsverzeichnis