Wer aufgibt hat schon verloren

Prof.Dr. Alfred Schwichtenberg
Hölderlinstraße 27
57076 Siegen-Weidenau
Tel.: 0271 73622

2. Weltkrieg

Die Geburtsjahrgänge 1924 - 1926, zu denen auch ich gehöre, brachten die größten Opfer am Ende des 2. Weltkrieges, als die Deutsche Wehrmacht zusammenbrach und die Frage der Kriegsgefangenschaft hautnah wurde. Im Stargarder Jahresblatt 2011 (Seiten 52-61) habe ich dazu die persönlichen Schicksale des Schuljahrgangs 1936 bis 1944 meiner ehemaligen Oberrealschule stellvertretend für viele als erschreckendes Beispiel dargelegt, wo von 25 ehemaligen Schulkameraden rund die Hälfte aus dem Krieg nicht zurück gekehrt sind.

Im Umkreis des Alten Spielplatzes „Land Usedom" haben nur wenige Oberrealschüler gewohnt. In der Hauptsache lebten hier im Altstadtbereich die Familien der ungelernten Arbeiter. Für ihre Söhne hat natürlich der Verdienst der Väter nicht ausgereicht, um jeden Monat 20,00 RM (Reichsmark) für den Besuch der Oberrealschule oder für das alte Gröningsche Gymnasium zahlen zu können. Daher haben sie alle nur den Abschluss der achtklassigen Volksschule erreicht, obwohl sicher manche für eine weiterführende Schule geeignet gewesen wären. Auch unter ihnen hatte ich einen Freundeskreis. Von diesen drei engsten Freunden hat keiner den Krieg überlebt. Im März 1943 ist bei einem Gegenangriff der „Leibstandarte Adolf Hitler", mein Freund Heinz Wolf (Geburtsjahr 1924) aus der Schuhstr. 54, durch einen Kopfschuss in Charkow gefallen. Der zweite war Wilhelm Hanke (Geburtsjahr 1925) aus der Schuhstr. 45. Er ist nach dem Zusammenbruch des russischen Mittelabschnittes im Sommer 1944 nicht wieder aufgetaucht. Das dritte Opfer ist Walter Regus (Geburtsjahr 1925) aus der Schuhstr. 31. Er blieb nach Kriegsende in Frankreich verschollen.

Frühjahr 1945

Eine schnell zusammengestellte Luftnachrichtenkompanie, der auch ich angehörte, sollte am 8. April 1945 von der Kleinstadt Treuenbrietzen, südwestlich von Berlin, in die sogenannte „Alpenfestung' verlegt werden. Die Motorfahrzeuge kamen in mehreren Tagesfahrten aber nur bis Deggendorf nördlich der Donau in Niederbayern. Nach mehreren Tagen Wartezeit zogen sie sich nach Norden bis an die vorhandenen Baumpanzersperren vor dem Hochwaldgürtel des Bayrischen Waldes zurück, während Fußtruppen bis zur Kammhöhe weiter marschierten. Warum es nach Süden nicht weiterging, wurde uns vom Einheitsführer nicht erklärt. Bis zum Eintreffen der amerikanischen Kampftruppen wurde jedoch der Fronteinsatz geübt.

Am 26. April erreichte uns eine amerikanische Vorhut von Nordwesten aus der Bayrischen Oberpfalz. Die unmittelbare amerikanische Kampftruppe kam mit vier schweren LKW's und aufgesessener Infanterie sowie einem Artilleriebeobachter als Beobachtungsflieger. Nachdem die Kampftruppe die Gaststätte auf der Kammhöhe des bayrischen Waldes nach deutschen Soldaten durchsucht hatte, fuhren sie auf dem kürzesten Wege unmittelbar an meinem Versteck vorbei zum nächsten Siedlungsort. Die dichte Fichtenschonung, in der ich mich verborgen hielt, lag nur etwa zwei Meter vom Waldweg entfernt, war aber von oben bis auf den Boden nicht einsehbar. Der Einsatz meiner Panzerfaust wäre mein Todesurteil gewesen, denn ich hätte ja nur einen LKW unter Beschuss nehmen können, dem die anderen mit ihren schussbereiten Infantristen schnell zu Hilfe gekommen wären und mir ein Entweichen unmöglich gemacht hätten. Es machte auch strategisch keinen Sinn, Großdeutschland im Bayrischen Wald zu verteidigen, zumal die Rote Armee bereits 300 km südöstlich in Niederösterreich stand. Nach der Durchfahrt der Kampfgruppe war der Waldweg wieder frei und ich konnte noch einmal in der in Kürze einsetzenden Dunkelheit im eigenen Zelt übernachten.

Keine Kriegsgefangenschaft

Nach dieser Nacht im Zelt traf ich im heller werdenden Morgen des 27. Aprils auf mehrere ältere Kameraden meiner Einheit, die unschlüssig herum standen. Ich machte ihnen klar, dass ich nicht freiwillig in Kriegsgefangenschaft gehen würde, sondern versuchen wollte, mich zu Fuß in Richtung Stargard durchzuschlagen. Am liebsten wären sie alle mit mir marschiert. Mir war aber klar, dass wir uns nur in kleinen Gruppen unauffällig durch das Hochwaldgebiet fortbewegen konnten. So zog ich endlich mit zwei jüngeren Kameraden nach Nordwesten los. Ein Kamerad war Schlesier, der andere im Ruhrgebiet zu Hause.

Nach zwei Tagen Fußmarsch erzählten uns entgegenkommende Heimwanderer, dass im Dorf Altransberg (heute eingemeindet) und damit etwa 10 km südöstlich der Cham am Regen ein deutscher Major sitzt und Entlassungsscheine für deutsche Soldaten mit Datum vor dem 26. April ausstellt. So suchten wir ihn auf und bekamen das Papier. Dieser Entlassungsschein befindet sich noch heute in meinem Besitz sowie auch der Wehrmachtführerschein der Klassen 2 und 3 aus Jena vom Jahre 1944. Ebenso die Erkennungsmarke der deutschen Wehrmacht mit der Nr. 212,5./ Ausb. Batl. O.A. (Offiziersanwärter) aus  Oschatz in Sachsen, ausgestellt im Jahre 1943, haben die Wirren der Zeit überstanden.

In der Zwischenzeit war am 8. Mai der Krieg offiziell beendet worden. Nun ging es zu Fuß weiter in Richtung Fichtelgebirge. Nach Überschreiten der Saale bei Sparenberg westlich von Hirschberg / Saale erreichte ich nach drei Kilometern die Thüringische Gemeinde Frössen (Kreis Schleiz). Hier suchte die Familie Heinke, die das kleine gepachtete Gut „Hohenpreis" bewirtschaftete, unter den wandernden ehemaligen Soldaten Landarbeiter aus. Das bot eine Gelegenheit, sich für einige Wochen durchfuttern zu können. Die Entscheidung fiel schnell und ich bin bis zum 18. Juni 1945 geblieben.

An der West-Oder

Danach ging ich, teils zu Fuß, teils mit der Bahn weiter durchs Erzgebirge, über Dresden, Jüterbog nach Berlin. Auf dem Stettiner Bahnhof in Berlin erfuhren wir, ich hatte inzwischen einen ein Jahr älteren Luftwaffenkameraden aus Stettin-Pölitz getroffen, dass die Polen keine deutschen Staatsbürger über die Oder nach Osten durchließen. Ich wollte aber dennoch die örtlichen Gegebenheiten erkundigen. Zunächst konnten wir bis Angermünde die Vorortbahn benutzen, dann ging es zu Fuß an der Bahnlinie weiter. Da die Strecke meist außerhalb der Ortskerne verlief, fanden dort nur wenige Kontrollen statt. Kurz vor dem Dorf Kolbitzow gingen wir auf der Autobahn weiter. Von da sah man die russischen Posten auf der beschädigten Autobahnbrücke über die West-Oder stehen. Hier trennten ich mich von meinem Kameraden, denn ich wollte südlich von Stettin die beiden Oderarme durchschwimmen.

So suchte ich mir einen Weg durch West-und Ost-Oder gegenüber Ferdinandstein, wo ich auf der Ostseite der Oder vor 2 Jahren beim Reichsarbeitsdienst gewesen war und mich in der Gegend auskannte. Nun ging ich weiter nach Süden. Auf dem Osthangabfall zur Oder lag ein toter Heeressoldat, der sicherlich bei den Durchbruchskämpfen vom 20. April 1945 ums Leben gekommen war. Ich wanderte auf der Westseite der Oderniederung weiter bis Staffelfelde gegenüber Greifenhagen. Dort fand ich einen Schwimmponton, den Jugendliche genutzt hatten und nahm ihn mit.

Minensperre

Am 23. Juni gegen 23 Uhr bei Vollmond wollte ich nun die Oder durchschwimmen. So schleppte ich den Schwimmponton sowie Kleidung, die trocken bleiben sollte, etwa 100m durch das hohe Gras ostwärts. Plötzlich sah ich in der mondhellen Nacht eine ausgebaute deutsche Schützenmine liegen. Schlagartig wurde mir bewusst, dass hier von deutscher Seite eine Minensperre gelegt worden war, um den Durchbruch der Roten Armee zu verhindern. Welch ein Zufall, dass ich gerade diesen Weg gewählt hatte! Meine klare Erkenntnis: „Keinen Schritt weiter!" Vorsichtig ging ich den alten Pfad zurück und durchschwamm erneut die West-Oder. Schnell kam ich zu der Einsicht, es sei das Beste wieder zurück nach Frössen zu gehen.

Auf dieser Rückreise suchte ich den ältesten Bruder meines Vaters auf, der in Berlin-Bühl wohnte, um dort eine Nachricht für meine Eltern zu hinterlassen. So konnten sie erfahren, dass ich überlebt hatte und wo ich zu finden sei. Mein Onkel lebte in einer Gartenlaube, seine Wohnung in der Blumenstraße 85 war durch Bomben zerstört worden. Nach 10 Tagen, am 7. Juli 1945 war ich wieder in Frössen. Nun hatte der Russe seit dem 1. Juli 1945 ganz Thüringen besetzt.

Heimatlos in Thüringen

Bei Familie Heinke waren wir nun schon fünf ungelernte Landarbeiter, die nicht in ihr jeweiliges Zuhause nach Ostdeutschland oder in das Sudetenland konnten. Ich wurde für zwei Ochsen als Gespannführer eingeteilt und auch für deren Fütterung und Pflege zuständig. Die Motorschlepper des Bauern waren von der Deutschen Wehrmacht eingezogen worden, so war das Pflügen des Ackers für den Raps und Wintergetreideanbau die Hauptarbeit. Die beiden Ochsen eigneten sich hervorragend für das Umpflügen des Ackers. Im Winter übernahm ich dann zwei Pferde, weil ein Schlesier zu einem anderen Bauern gewechselt hatte. Im Herbst beim Verladen von Zuckerrüben bekam ich plötzlich starke Nierenschmerzen, die zum Glück durch die vom Arzt verordneten Tabletten nach einigen Tagen wieder abklangen.

Nach dem Pflügen begann die Waldarbeit. Fichtenstämme wurden vorwiegend für die Papiermühle in Blankenstein (Saale), aber auch für den Eigenbedarf aus dem Wald abtransportiert. Dabei wurde mit dem Ackerwagen, später aber auch mit dem Schneepflug gefahren.

Im Laufe des Herbstes hatten sich meine Eltern aus Stralsund gemeldet, von denen ich nun auch über das Schicksal meiner Großeltern erfuhr. Mein Großvater Karl Rusch war am 19. Mai 1945 im Nachbardorf Schwendt südöstlich von Stargard gelegen verstorben. Er musste im Alter von 80 Jahren noch für die Russen arbeiten. Das tägliche Kuhställe ausmisten bei einer russischen Versorgungseinheit hat ihn sicher überfordert. Er wurde nach seinem Tode in einem Bauerngarten in Schwendt eingekuhlt. Meine Großmutter Emilie Rusch war stark unterernährt und starb am 1. Dezember 1945 in Stralsund an Typhus.Im Frühjahr 1946 konnte ich meinen Eltern von dem kleinen Gut „Hohenpreis" zwei Sack Kartoffeln schicken, die mir der Landwirt Heinke gegeben hatte. Damals eine willkommene Hilfe!

Beginn der Umerziehung

Am 1. September 1946 gab ich die Stelle als Landarbeiter auf und fuhr zu meinen Eltern nach Stralsund in die Knöchelöhrenstraße 8. Sie hatten dort ein Zimmer (16m2) in der 4. Etage. Nachbarn stellten mir zum Schlafen eine Liege zur Verfügung. Da wir hofften eines Tages nach Stargard zurück zu können, wollte ich eine zweijährige Malerlehre machen, denn solche Arbeiten fielen nach der Rückkehr bestimmt zur Genüge an. Um mich auch geistig zu betätigen, fand ich eine Esperanto Gruppe. (Esperanto zu deutsch = das Hoffende) und begann diese Kunstsprache zu lernen. Leider musste die Gruppe nach kurzer Zeit wieder aufgelöst werden, da der Russe als Besatzungsmacht nur Russisch als Fremdsprache zuließ.

Nachdem ich die Malerlehre fast beendet hatte, bewarb ich mich um einen Studienplatz an der Universität Greifswald in Vorpommern. Dieser wurde mit der Begründung abgelehnt, dass ehemalige Oberrealschüler nicht zum Studium zugelassen würden. Es war ja eine kommunistische Zielsetzung, bestimmte Kreise vom Studium auszuschließen, was auch bald im gesamten russisch besetzten Mitteldeutschland durchgesetzt wurde.

Das Land Mecklenburg unterhielt eine  Universität in Rostock. Hier bewarb ich mich erneut, wendete nun aber eine andere Strategie an: Ich verschwieg den Besuch der Oberrealschule und bewarb mich als Malergeselle "ohne höhere Schulbildung" an der "Vorstudienanstalt der Universität", die extra für Arbeiter und Bauernkinder eingerichtet worden war. Ich bestand die Aufnahmeprüfung und konnte Ende September 1948 mit dem Vorstudium beginnen. Da ich schon 23 Jahre war, konnte ich meine besseren Kenntnisse mit dem mehrjährigen Besuch der freien Fachhochschule in Stralsund begründen. Aber nun kamen Schwierigkeiten. Zusammen mit mehreren anderen Studenten sollten wir die Anstalt wegen politischer Untätigkeit wieder verlassen.

Kein Entweichen

Was konnte ich nun tun? Ich stellte einen Antrag um Mitglied der SED zu werden. Und siehe da, ich wurde aufgenommen! Mit großem inneren Groll trat ich also in die SED ein, da meine politische Einstellung ja eine andere war. Hätte ich es nicht getan, wäre meine akademische Laufbahn hier wohl zu Ende gewesen und hätte höchstens als Malermeister geendet. So hielt ich bereits im Juli 1949 das Reifezeugnis der Vorstudienanstalt der Universität Rostock In den Händen und wurde zum Weiterstudium an die Technische Hochschule in Dresden zugelassen. Aus einem Konservativen wurde aus mir nun ein "fortschrittlicher Marxist" Bis zum heutigen Tage gibt es diese Probleme der Anpassung.

Mit dem 17. Oktober 1949 begann an der einzigen Technischen Hochschule Mitteldeutschlands nun das erste Semester Bauingenieurwesen. Wir waren 85 Studenten, jedoch keine einzige weibliche Studentin. Die SED begann auch recht bald, uns auf ihre marxistische Linie zu bringen. Ich wurde als ältester Student von der SED, den SED Kollegen sowie dem restlichen Kollegium als Semestersprecher vorgeschlagen. Sie kannten meine politische Einstellung nicht. Als Begründung wurde angeführt, dass ich als Sozialreferent im ASTA des Rostocker Studentenparlaments tätig gewesen war.

Eine Aufgabe des Semestersprechers besteht in der Vertretung der Studenten gegenüber den Professoren bei studentischen Wünschen. Aber auch die Beratung in Studienfragen. Durch diese Aufgabe war ich bei allen Professoren bekannt. Es wurden häufig seitens der Professoren Äußerungen gegen das politisch-marxistische System offen ausgesprochen. Wir wagten jedoch nicht Beifall zu klatschen, wenn zum Beispiel Prof.Dr.Ing. Ferdinand Zunker sich gegen das System aussprach. Auch wir Studenten wollten auf keinen Fall auffallen. Bis zu meiner Flucht am 31. Mai 1953 habe ich meine Aufgaben als Semestersprecher immer erfüllt.

Studiengruppen

Aufschlussreich war auch die Zusammensetzung der einzelnen Studiengruppen, die der besseren ideologischen Überwachung dienen sollten. Es sammelten sich die ehemaligen Kriegsteilnehmer auf der einen Seite und auf der anderen Seite die jüngeren, sogenannten „weißen Jahrgänge" ohne Kriegserfahrung.

So bestand meine Studiengruppe aus folgenden Kriegsteilnehmern: Walter Forkel (Jahrgang 1925) aus Eisleben in Thüringen, Alfred Schwichtenberg (Jahrgang 1925) aus Stargard in Pommern, Erhard Wilke (Jahrgang 1926) aus der Nähe von Leipzig, Günter Hewelt (Jahrgang 1927) aus Königsberg / Ostpreußen, Hans-Joachim Kersten (Jahrgang 1928) aus Altdamm bei Stettin, sowie Werner Schulze (Jahrgang 1928) aus Falkenberg an der Elster. Heute leben von unserer Studiengruppe nur noch die beiden „Pommern" Kersten und Schwichtenberg. (Stand 1.4.2011)

Günter Hewelt war der einzige der nicht der SED angehörte. Eines Tages berichtete Erhard Wilke uns Vertrauten, dass er Verbindung aufgenommen habe zum Ostbüro der SPD in Westberlin. Er erzählte uns auch von Flugblätter, die er in Dresden  geklebt hatte. Am Tage danach hatte er sich diese dann als Passant angesehen. Ein Polizist hatte ihn dabei beobachtet und seine Personalien aufgenommen. Das war für uns ein alarmierendes Zeichen! Ein nachfolgendes Polizeiverhör, das Mittäter sucht, bezieht schnell andere Konsemester mit ein. Wir machten uns große Sorgen. Das Weiterstudium erschien uns gefährdet. Wir gaben Erhard Wilke den Rat, mit seiner Frau so schnell wie möglich aus Dresden zu verschwinden. Beide gingen noch am gleichen Tag nach Westberlin. Wahrscheinlich durch das schnelle Verschwinden unseres Kommilitonen blieben wir von der Polizei unbehelligt.

Diplom-Vorprüfungen

Die ersten vier Semester befassten sich in erster Linie mit den mathematischen und technischen Grundlagen des Ingenieurwesens, diese stellen bis heute ein großes Gebiet dar. Deshalb gibt es auch zahlreiche Fachgebiete. Alle müssen nicht nur vorgetragen werden, sie werden auch schriftlich oder mündlich geprüft.

Diplom-Vorprüfung - 1. Teil, nach dem 2. Semester 1950

Experimentalphysik Prof. Recknagel
Experimentalchemie  Prof. Simon
Geologie  Dozent Dr. Süß
Darstellende Geometrie Prof. Keller
Technisches Zeichnen  Prof. Heidebroek
Maschinenkunde Prof. Heidebroek
         

Diplom-Vorprüfung - 2. Teil, nach dem 4. Semester 1951

Höhere Mathematik Prof. Mruhn
Technische Mechanik Prof. Beyer
Festigkeitslehre Prof. Beyer
Elektrotechnik  Prof. Binder
Baustofflehre Dipl. Ingenieure
Kenzler u. Kosak
Vermessungskunde Prof. Buchholz
Bodenkunde Prof. Zunker
Rechtskunde Dr. Grafe
Dialekt. Materialismus Prof. Ley

Beide Prüfungsteile setzten bei jedem Studenten ein umfangreiches Wissen voraus. So gelingen auch nicht jedem Kandidaten alle Prüfungsfächer im ersten Anlauf. Die nächsten Sondergebiete (5.-8. Semester) befassen sich dann mit Teilgebieten des Bauwesens.

Neue Entscheidungen

Eine Entscheidung des Berliner Hochschulsekretariats brachte neue Probleme für unser 6. Semester. Ab dem 7. Semester zusätzliche Prüfungen in Russisch und Politologie vorgeschrieben, als Voraussetzung für das Diplom Examen. Das führte in meinem Semester zum Streik. Ich fuhr mit unserem aktivsten Genossen Jürgen Ziems zur Vorsprache nach Ostberlin. Das Hochschulsekretariat ging auf unsere Einwände nicht ein und der Streik brach nach vier Wochen zusammen.

Zu Beginn des 8. Semesters begann eine neue Kampagne der SED, nun gegen die junge evangelische Studiengruppe. Der größte neue Physikhörsaal war mit etwa 700 Personen besetzt, die betroffene kirchliche Gruppe war jedoch nicht eingeladen worden. Während die Funktionäre der SED über die junge Gemeinde herzogen, wurde häufig Beifall geklatscht. Walter Forkel und ich, wir saßen unmittelbar in der Reihe vor den Funktionären, beteiligten uns jedoch nicht an diesem Beifall. Ich wagte es sogar mich darüber zu beschweren, warum man die junge Gemeinde nicht eingeladen hatte. Sofort kam ich in Misskredit und bot so der SED die Möglichkeit weiter gegen mich vorzugehen und mir mangelndes politisches Bewusstsein vorzuwerfen. Dieses konnte dazu führen, dass ich mit  dem Studium ein Jahr aussetzen musste. So hatte die Partei ein gutes Druckmittel! Mir wurde klar, ich musste diesem System den Rücken kehren und die sowjetische Besatzungszone verlassen. Das war in zweifacher Hinsicht kein leichter Entschluss, denn ich war inzwischen verheiratet und wir erwarteten unser erstes Kind. Einen Tag vor unserer Flucht nach Westdeutschland ging ich zu Prof. Dr. Ing. Ferdinand Zunker, dem ich mich anvertrauen konnte, um mir Ratschläge für mein Weiterstudium zu holen. Er schlug mir vor, mich entweder an der TH Braunschweig, - der dort tätige Prof.Dr.Ing. Zimmermann hatte bei Prof. Zunker promoviert, oder an der TH Hannover bei Prof.Dipl.Ing. Uhden, mit dem Prof. Zunker in Arbeitsgruppen zusammenarbeitete, zu bewerben.

Berlin-West

Am Morgen des 31. Mai verabschiedeten wir (meine Frau und ich) uns auf dem Desdener Hauptbahnhof von mehreren Konsemestern und fuhren Richtung Berlin. Mein in Berlin wohnender Vetter gleichen Namens und ein halbes Jahr jünger als ich, brachte uns unbeschadet nach West-Berlin. Dort standen schon mehrere 100 DDR-Bürger in einer Schlange, um als Flüchtlinge aufgenommen zu werden. Im Mai 1953 waren es zum Beispiel zwischen 200-300 tausend Personen die die DDR verlassen hatten. Wir brauchten nicht in ein Sammellager gehen, sondern konnten bei meinem Konsemester Erhard Wilke in Berlin-Nicolassee unterkommen. Später wohnten wir bei der Schwester meines Vaters, Margarete Langhanke, in Berlin-Reinikendorf. Den Aufstand der Ostberliner Bauarbeiter vom 16.-18. Juni 1953 in Stalinallee bekamen wir nun nur von Westberlin aus mit. Ich hatte mich für ein Weiterstudium an der TH-Hannover entschieden und bekam auch die Zulassung. Somit konnte ich die Zuzugsgenehmigung für Hannover bekommen. Nach einem rund fünfwöchigen Aufenthalt in Berlin-West (31.Mai - 4.Juli) brachte uns am Sonnabendnachmittag ein Passagier-Flugzeug der Engländer von Berlin-Tempelhof nach Hannover-Langenhagen.

Neubeginn in Hannover

Alfred Schwichtenberg und Frau

Die Landeshauptstadt Hannover, wo wir um 18 Uhr am 4. Juli 1953, mit ganzen 0,65 Mark in der Tasche ankamen, war stärker zerstört als Dresden. Die ersten zwei Nächte schliefen wir bei dem ältesten Bruder meines Vaters, Wilhelm Schwichtenberg und seiner Frau Marie, die am Altenbekener Damm im Südteil von Hannover wohnten. Am Montag gingen unsere ersten Schritte zu den Aufnahmebehörden. Auf diesem Wege erlebten wir den zweistündigen Umzug der Hannoverschen Schützenvereine. Unter den Schützen waren ältere ehemalige deutsche Soldaten, die zu unserem Erstaunen sogar das von der Deutschen Wehrmacht verliehene Ritterkreuz umgehängt hatten.

 

Durch die Zerstörung Hannovers war Wohnraum sehr knapp. Wir fanden mit Hilfe des studentischen Hilfswerkes ein 16m2 großes Zimmer in der Herrenhäuser Landstraße 24. Aber es dauerte 14 Tage und ich musste bis zum Leiter des Wohnungsamtes vordringen, um die Berechtigung zum Einzug zu bekommen.

Neuer Studienplan

Für das Hauptexamen an der TH-Hannover brauchte man auch ein dreimonatiges Stahlbau-Praktikum. Ich fand die Stahlbaufirma Hermann Rüter, die damals ihre ausgelagerte Firma in Hannover-Rücklingen hatte. Dort arbeitete ich von Anfang August bis Mitte November 1953 für einen Stundenlohn von 1,50 DM. Dann begann das Wintersemester 1953/54. Schnell fand ich einen Studienkollegen für die gemeinsamen verschiedenen Übungsentwürfe. Sein Name war Hans-Dieter Grönert, er kam aus der Gegend von Nauenburg an der Saale und konnte auf Grund seiner Herkunft in Mitteldeutschland nicht studieren.

Stargarder um Hannover

Schwichtenberg Kinder

Zu meiner Überraschung erfuhr ich, dass es um Hannover eine Gruppe ehemaliger Stargarder gab, es waren etwa 50 Personen. Ihr Leiter war Ernst Brombach (Fahrzeugbau aus der Gr. Mühlenstraße 30 in Stargard). Ihr Treffpunkt war die Gaststätte im Hauptbahnhof. Dort traf ich eines Tages Frau Centurier, Hindenburgstraße 28, deren Sohn Wilhelm war zwei Jahre älter als ich und hatte das Gröningsche Gymnasium besucht. Ich hatte 1940 mit ihm in der Gruppe die Segelfliegerprüfung A in Wartin geflogen. Sie berichtete mir, dass ihr Sohn als Flieger im März 1945 an der Oder gefallen war. Also ein weiterer Kamerad der Jugendzeit, der aus dem Krieg nicht zurück kehrte.

In dieser Zeit in Hannover wurden auch unsere beiden Kinder, Kerstin (1956) und Heiko (1958) geboren. Da meine Frau ebenfalls aus Stargard stammte, wären unsere Kinder ohne die Kriegsereignisse sicher in Stargard / Pommern zur Welt gekommen!

Dipl.- und Dr.-Ing.

Schwichtenberg Krebs

Bis zum Winteremester 1954 waren die Übungsentwürfe fertig. Ich meldete bei Prof.Dr.Ing. E.h. Otto Uhden meine Diplomarbeit an. Ich bekam als Aufgabe einen zu entwickelnden Lageplan mit zwei Zuflüssen. Die gesamte Anlage durfte ich weiter entwickeln. Dazu gehörte auch ein Schöpfwerk. Unter den fünf Bewerbern bei Prof. Uhden war meine Diplomarbeit die Beste mit der Note 1,3.

Der damalige wissenschaftliche Assistent Dipl.Ing. Kurt Bellin aus Köslin in Pommern kam aus einer wasserwirtschaftlichen Beamtenfamilie und wollte ebenfalls die Verwaltungslaufbahn einschlagen. Dadurch bot sich für mich eine freiwerdende wissenschaftliche Assistentenstelle, die mich interessierte und fesselte, hatte ich doch schon als neunjähriger Junge Interesse am Wasser sowie am Angeln gehabt. Ich war das jüngste Mitglied im Stargarder Angelverein und kannte die Gewässer in Stargard und Umgebung wie Ihna und Kleinen Krampehl sowie im besonderen auch den Großen Krampehl mit seiner Staustufe in Hammermühle südlich Wulkow. Später gehörte auch die Ravensburg zu meinem Angelgebiet, weil dort im Frühjahr die Junghechte für 3 bis 4 Wochen standen, um zu laichen.

Aber zurück nach Hannover! Meine Diplom-Ingenieur-Urkunde erhielt ich am 23. Juni 1955. Am 1. Juli konnte ich im Alter von 30 Jahren endlich meine berufliche Laufbahn beginnen, zunächst im Abwasser-Technischen Ingenieurbüro von Prof.Dr.Ing. Kehr. Ich arbeitete dort am Entwurf des Kanalisationsnetzes der Stadt Walsrode in der Lüneburger Heide. Diese Arbeit erstreckte sich über drei Monate. Am 1. Oktober wechselte ich in die wissenschaftliche Tätigkeit als Assistent bei Prof. Dr.Ing. E.h. Otto Uhdem am Lehrstuhl für landwirtschaftlichen Wasserbau an der TH Hannover. Ich war nun Nachfolger von Kurt Bellin. Nach der Pensionierung von Prof. Uhdem wurde ich von dessen Nachfolger Prof.Dr.Ing. Herbert Billib übernommen. Ein Jahr später (1957) begann ich meine Doktorarbeit. Neben meiner Assistententätigkeit arbeitete ich nun drei Jahre lang an der Dissertation. Ihr Titel war: „Hochwasserstands-Änderungen an der Leine vom Jahre 1850 bis 1957 sowie einer Hochwasservorhersage aus der Großwetterlage". Diese Arbeit konnte ich am 21. Dezember 1960 beendet vorlegen. Nach Vortrag und Prüfung bekam ich die Prüfungsurkunde überreicht.

Es wäre mir sicher nicht möglich gewesen, dieses Ziel zu erreichen, ohne die tatkräftige Unterstützung meiner Frau Ingrid, die manche zusätzliche Arbeit übernahm und mir so den Rücken frei hielt. Leider ist sie am 10. August 1995, im Alter von 69 Jahren verstorben.

Leine-Regulierung

Am 30. Juni 1960 war meine Tätigkeit als wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für landwirtschaftlichen Wasserbau und Wasserwirtschaft beendet. Am 1. Juli nahm ich nun eine Tätigkeit bei der Vorarbeiterstelle Leine-Regulierung in Hildesheim auf. Hier stellte ich im Einvernehmen mit dem Wasserwirtschaftsamt Hildesheim die Entwürfe zum Ausbau der Leine und zum Bau der erforderlichen Hochwasserrückhaltebecken vor. Das größte Hochwasserrückhaltebecken liegt nordwestlich der Stadt Nordheim am Zusammenfluss von Leine, - aus dem Eichsfeld und der Ruhme, - aus dem südlichen Harz. Es hat eine Speicherkapazität von 38 Millionen m3.

Siegen und Lehrauftrag

Schwichtenberg Dozent

Alfred Schwichtenberg als
Dozent in Siegen 1964

Von meinem Doktorvater Prof.Dr.Ing. Herbert Billig bekam ich den Hinweis, dass zum 1.September 1962 das Fachgebiet des landwirtschaftlichen Wasserbaus sowie des Bodenkundelabors von Oberbaurat Hermann Jennerjahn an der staatlichen Ingenieurschule für Bauwesen in Siegen frei werden würde. Nach Vorstellung und Vorsprache am 2. Juli 1962 bei Prof.Dr.Ing.habil. Hans Petermann und in Anwesenheit einiger Kollegen bekam ich die Zusage für den 1. September. Die Aufnahme dieser Tätigkeit ermöglichte auch im Bundesland NRW Beamter zu werden. Damit begann nach 7 Berufsjahren und im Alter von 37 Jahren die Dozenten-Laufbahn. Da ich nach Kriegsende 14 Monate als Landarbeiter tätig gewesen war, interessierte mich der landwirtschaftliche Wasserbau besonders. Ich übernahm ihn mit folgenden Teilgebieten: Bodenkunde, Be- und Entwässerung landwirtschaftlicher Flächen, Gewässerkunde, Hydraulik, Hydrologie, Fischereiwirtschaftlicher Wasserbau und Wasserwirtschaftliche Rahmenplanung.

Die Anstalt war als Wiesenbauschule im Jahre 1853 gegründet worden und 1911 in Ingenieurschule umbenannt. Ein Neubau durch die Stadt Siegen wurde in der Dr.  Ernst-Straße 19 errichtet und bis zum Jahr 1966 genutzt. Dort begann auch am 1. September 1962 meine Tätigkeit. Zu der Zeit war schon ein Neubau in der damals noch selbständigen  Nachbarstadt Weidenau auf dem Haardter Berg geplant. Aber erst im Frühjahr 1966 konnten dort die ersten Vorlesungen gehalten werden.


Haardter Berg und Eigenheim

Schwichtenberg Eigenheim

Schon im Herbst 1962 begab ich mich auf die Suche nach einem Bauplatz auf dem Haardter Berg in Weidenau, der als Neubaugebiet aufgeschlossen worden war. Dozenten, die an der Staatlichen Ingenieurschule für Bauwesen tätig waren, wurden bei der Grundstücksvergabe bevorzugt. So bekam ich im Jahre 1964 an der in Planung stehenden Hölderlinstraße ein 650 m2 großes Grundstück zum Kauf angeboten. Mit dem Verkauf meiner Volkswagen-Aktien erwarb ich es. Die Entfernung zu meinem Arbeitsplatz würde zukünftig nur rund 800 Meter betragen und somit ein zweites Auto überflüssig machen. Mit dem angesparten Eigenkapital und Hypothek der Bundesanstalt für Arbeit konnte im Jahre 1967 der Bau beginnen.

Mein Kollege Baudirektor Karl-Heinz Voß erstellte den Bauplan. Ausschreibung und Bauleitung übernahm ich selbst. Ich legte Wert auf eine gute Wärmeisolierung und verwendete deshalb 36,5 cm breite Bimsleichtbeton-Lochziegel, - eine Entscheidung, die sich bis heute, im Zeichen der hohen Energiepreise als richtig erwiesen hat. Am 15. März 1967 begann der Bauunternehmer Ottfried Otterbach mit dem Aushub der Baugrube. Durch die Nähe zu meiner Arbeit war es mir möglich, mehrmals täglich die Fortschritte zu begutachten. Am 20. September 1967 konnten wir unser Eigenheim beziehen, einige Maler-und Erdarbeiten waren dabei noch zu erledigen. Nach 24 Jahren hatten wir nun ein eigenes Haus mit einer Wohnfläche von 175 m2, die ich inzwischen allein bewohn

Nebentätigkeiten.

Der neue Standort der Ingenieurschule brauchte für die verschiedenen Fachgebiete, aber im besonderen für den Wasserbau, eine Wettermessstelle nach den Richtlinien des deutschen Wetterdienstes. Diese wurde ebenfalls von mir in der Paul-Bonatz-Straße eingerichtet. Sie entspricht den Richtlinien des Deutschen Wetterdienstes und wurde mit dem Wasserwirtschaftsjahr 1968 in Betrieb genommen. Bis zu meiner Pensionierung wurde die Messstelle von mir betreut, später und bis zum heutigen Tage werden von beruflichen Fachkollegen die Wetterdaten erfasst.

Das ebenfalls eingerichtete Bodenkundelabor hat sich gut entwickelt und im Laufe von 5 Jahren zahlreiche Bodenarten aus Westdeutschland erhalten, die dort für weitere Untersuchungen und Lehrzwecke  zur Verfügung stehen.

Im Laufe der Jahre habe ich zahlreiche wasserwirtschaftliche Gutachten für Gerichte in NRW und Hessen erstellt. Darüber hinaus war ich in den Jahren 1970 bis 1990 Mitglied im Fachausschuss für Wasserwesen des Deutschen Normenausschusses(Querbauwerke z.B. Sohlabstürze) und Planungsgrundlagen für Hochwasserrückhaltebecken tätig. Auch war ich von 1975 bis 1990 Mitglied des Umweltausschusses bei der Regierung in Arnsberg. Für diese nebenamtlichen Tätigkeiten wurde mir am 31. März 1987 vom Regierungspräsidenten in Arnsberg das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen.

Von der Ingenieurschule zur Universität

Auf dem Gebiet von Lehre, Forschung und Weiterentwicklung der akademischen Berufsausbildung hat sich seit 1969 viel getan:

  1. Am 29. Juli 1969 beschließt der Landtag von NRW das Fachhochschulgesetz (FHG) für Ingenieurschulen.
  2. 1970 werden alle Dozenten zu Fachhochschullehrern (FHL) ernannt.
  3. Am 27. April 1971 beschließt die Landesregierung die Errichtung von fünf Gesamthochschulen und zwar in Duisburg, Essen, Paderborn, Siegen und Wuppertal.
  4. Am 23. Dezember 1973 werden 150 Fachhochschullehrer (Dozenten) zu Professoren der Gesamthochschulen ernannt.
  5. Am 1.Januar 1975 wird die ehemalige Stadt Weidenau, die inzwischen zur Stadt Hüttental angewachsen war und Standort der Gesamthochschule ist, nach Siegen eingemeindet. Der neue Name lautet nun: Gesamthochschule Siegen.
  6. Am 16. Januar 1978 findet mit einem Tag der offenen Tür die 125-Jahrfeier der Wiesenbauschule in den Fachbereichen 9 (Architektur-Städtebau) und 10 (Bauingenieurwesen) statt. Dazu wird eine  Festschrift  herausgegeben. (Mitteilungen, Heft 3)
  7. 1. Januar 1980: Umbenennung der Gesamthochschule Siegen in Universität-Gesamthochschule-Siegen.
  8. Ab Herbst 1981: Möglichkeit der Umwandlung des Titels Ing. (grad) in Dipl.Ing. (FH)
  9. Am 14. Juni 1985 wurde in der revidierten Fassung des HRG der Namensteil „Gesamthochschule" gestrichen.

Am 28. Februar 1991 wurde Prof.Dr.Ing. Alfred Schwichtenberg wegen Erreichen der Altersgrenze mit dem Ende des Wintersemesters in den Ruhestand versetzt. Damit endete meine berufliche Teilnahme an der Entwicklung der Universität Siegen. Als mein Nachfolger wurde ein Professor eingestellt, der vom gleichen Fachinstitut aus der TH Hannover kam wie ich.

Oberrealschule Stargard

In unserer Patenstadt Elmshorn, nordwestlich von Hamburg, fanden zweijährlich die Heimattreffen der ehemaligen Stargarder Bürger statt. An diesen Treffen habe ich in den letzten Jahrzehnten mehrmals teilgenommen. Gleichzeitig trafen sich dann auch die ehemaligen Oberrealschüler in einem Hotel oder einer Gaststätte. Als der langjährige Vorsitzende unserer Schule, Egbert Hackelberg am 10. Februar 1989 verstarb, kam es zu einer Neuwahl. Diese fand am 9. September 1989 statt. Siebenundzwanzig ehemalige Oberrealschüler waren dazu erschienen. (Namen im 1. Rundbrief vom 26. Nov. 1989 aufgeführt). Nach kurzer Aussprache erfolgte die Neuwahl. Gewählt wurden:

Alfred SchwichtenbergSiegen Weidenau
1. Vorsitzender

Eberhard Steinborn, Köln-Mehrheim
2. Vorsitzender

Hans HoffmannFriedrichsdorf/Taunus
Schrifführer

Werner HoltzBad Schwartau
Archivar

Willi Döring Hamburg
Dokumentation.

Formell blieb diese Zusammensetzung so bis zum Jahre 2006 bestehen.

Das nachfolgende Treffen 1991 war wieder in Elmshorn. Dabei wurden die durch Krankheit und Tod ausgeschiedenen Vorstandsmitglieder durch Neuwahlen ersetzt. So kamen neu dazu: Hans-Jürgen Voeltz, Bonn, sowie Karl-Albert Boetzel, Kaarst / Niederrhein. Unter den durch Tod ausgeschiedenen Vorstandsmitgliedern war auch Eberhard Steinborn, Stargard, Bergstraße 68. Er war meines Wissens der einzige Ritterkreuzträger unserer Schule.

Hier wurde auch beschlossen jährlich ein Rundschreiben, die sogenannten Schulnachrichten heraus zu geben. Dazu fanden ab 1991 jährlich zwei mal dreitägige Tagungen an unterschiedlichen Orten statt. Die dabei entstandenen Unkosten wurden von den Teilnehmern aus eigener Tasche bezahlt. Die Empfänger der Schulnachrichten kamen für die Herstellungskosten sowie für den Versand auf. An rund 250 Adressaten wurde jeweils im Dezember die etwa 40 DIN A4 Seiten umfassenden Mitteilungen versandt. Bis zur Einstellung der Mitteilungen im Jahre 2006, sind 21 Schulnachrichten verschickt worden.

Unser letztes Aufgebot

Nachdem wir nur noch vier Vorstandsmitlieder waren, die alle schon über das 80. Lebensjahr erreicht hatten, beschlossen wir nach fernmündlicher Rücksprache am 6. März 2006 die Schulnachrichten einzustellen. Über diese vier letzten Vorstandsmitglieder ist im Stargarder Adressbuch von 1937, 62. Jahrgang, folgendes zu lesen:

  1. 1. Vorsitzender: Alfred Schichtenberg, geboren am 10. November 1925 in Stargard, Schuhstraße 47, Hauseigentumer Otto Schwichtenberg, Wohnort am 4. März 1945 Schuhstraße 47
  2. 2. Vorsitzender: Hans-Jürgen Voeltz, geboren am 9. Februar 1927 in Stargard, Wlhelmstraße 3, Hauseigentümer Stargarder Beamtenbund, Wohnort am 4. März 1945: Carlstraße 2, Hauseigentümer Stargarder Beamtenbund
  3. Schriftführer: Hans Hoffmann geboren am 28. November 1925 in Tapaschula / Mexiko, seit 1933 in Stargard / Pommern Wohnort am 4. März 1945: Elsnerstraße 44, Hauseigentümer Franz Hoffmann
  4. Kassenverwalter: Carl-Albert Boetzel, geboren am 22. März 1926 in Dresden / Sachsen, später in Stargard, Hindenburgstraße 25, Pension Lucht, Klappholzgasse 29, Pension Runge, Peter-Gröning-Straße 2, Pension Dallmann, Wohnort am 4. März 1945: Mössin / Rehwinkel, Kr. Saatzig, Gutseigentümer Gotthilf Boetzel Mössin

Schwichtenberg Ihna

Quellenangaben:

Stargarder Adressbuch 1937, 62. Jahrgang. Druck und Verlag F Hendes GmbH Stargard/Pommern, Holmarktstr. 18

Verbleib der Schulnachrichten: Der Vorsitzende unseres Stargarder Heimatkreises Herr Jürgen Willbarth hat 21 Rundschreiben in doppelter Ausfertigung bekommen. Damit sie erhalten bleiben, sind sie beim Heimatkreisausschuss Stargard in Pommern im Heimathaus Mittelweg 41, in 25336 Elmshorn untergebracht und können dort von Interessierten eingesehen werden.

In dieser Homepage sind 3 weitere Artikel von Alfred Schwichtenberg enthalten:

Wasserwirtschaft und Wasserbau ( Kapitel Madüsee und Ihna )

Oberflächengebilde um Stargard ( Kapitel Madüsee und Ihna )

Hugenotten in Stargard ab 1687 ( Kapitel Geschichte )

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