Flucht

Es kommt kein Schlaf in dieser Nacht,
wenig Habe ist schon zur Tür gebracht,
die heute nicht mehr verschlossen.
Dröhnend tönt es von den Geschossen.
Und plötzlich hört man die Glocken läuten,
jeder weiß den Schlag heute zu deuten,
sie mahnen: „Steht auf und geht,
verlasst eure Heimat, sonst ist es zu spät !"
Die Glocke vom Kirchturm,
die sonst zur Feier uns rief,
durchdringt mahnend die Nacht
in der niemand schlief.
Schneeflocken fallen vom Himmel,
kein Stern ist zu sehn,
wir schaue uns nicht um,
als wir gehn.
Wir drei, die hundert, viel tausend heut,
Millionen Menschen fliehen in der Dunkelheit.
Schnee fällt auf das Haar,
zerschmilzt mit der Tränen Lauf,
nichts hält den Zug der Fliehenden auf.
Es bleibt keine Zeit.
Wie liegt die Heimat im Elend heut !
Wohin gehen sie alle ?
Wo fliehen sie hin ?
Tod und Elend sind der Kriege Gewinn.

Zum Gedenken an den 4. März 1945.
Wir verließen in der Nacht unsere Heimat am Maduesee
bei Stargard in Pommern.

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