Wasserwirtschaft und Wasserbau in und oberhalb Stargards bis zum Jahre 1945
von Prof. Dr.-Ing. Alfred Schwichtenberg

Dieser Artikel ist im Stargarder Jahresblatt 1997/1998 veröffentlicht.

Diesen Artikel können Sie hier als PDF-Version (12 Seiten) drucken.

1. Hinterpommern, ein Teil Brandenburgs - Preußens

„Der Staatsmann, dem es gelingt, dort zwei Halme zu ernten, wo bisher nur ein Halm wuchs, der hat einen größeren Sieg errungen als ein Feldherr, der eine Schlacht gewonnen hat."

Friedrich der Große

Am Ende des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) war durch den Westfälischen Frieden zu Münster und Osnabrück (1648) Hinterpommern und damit auch Stargard ein Teil des „Kurfürstentums Brandenburg" geworden. Sein damals regierender Kurfürst Friedrich Wilhelm (1640-1688) von Brandenburg hatte später den Beinamen „Der Große Kurfürst" erhalten. Zwei besondere Ereignisse haben ihn in der Geschichte von Brandenburg-Preußen bekanntgemacht:

a) Im Reichskrieg gegen Ludwig XIV. von Frankreich hatte er am 28.06.1675 bei Fehrbellin (Rhinluch, nordwestlich von Berlin) über die mit Frankreich verbündeten Schweden gesiegt und sie dann aus Vorpommern vertrieben. Sogar im stark befestigten Stettin ergaben sie sich nach langer Belagerung.

b) Mit seiner Verfügung aus dem Jahre 1685, die als „Potsdamer Edikt" bekanntgeworden ist, hat er für rund 15000 Hugenotten eine neue Lebensgrundlage geschaffen. Im Jahre 1693 hatte Stargard 84 und im Jahre 1703 bereits 218 Flüchtlinge (Refugies) als Einwohner aufgenommen. Die Nachfahren mit ihren französischen Namen (z.B. Dubois, Langquillion, Centurier, Cher usw.) haben bis zum Jahre 1945 in Stargard gewohnt.

Mit diesen Einwanderern und der vorhandenen Restbevölkerung hat der Große Kurfürst nach dem Dreißigjährigen Kriege einen bescheidenen wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung einleiten können. Sein Urenkel Friedrich II. (1712-1786), der den Beinamen „Friedrich der Große" erhalten hat, war dann der entscheidende Förderer von Landwirtschaft und Gewerbe für Teile von Vorpommern und für das ganze Hinterpommern geworden.

Friedrich II. beauftragte im Jahre 1762 Franz Balthasar Schönberg von Brenckenhoff (1723-1778) in der Dienststellung eines geheimen Finanzrates mit der Oberbauleitung der Meliorationsarbeiten (heute spricht man vom Landwirtschaftlichen Wasserbau) in Pommern, in der Neumark und im Netze-Distrikt. Von Brenckenhoff wurde auf dem Familiengut Reideburg bei Halle an der Saale geboren. Er kam also aus dem Fürstentum Anhalt-Dessau.

Während der Jahre 1770-1782 hatte nach den Plänen von Brenckenhoff der bis heute letzte grundlegende Aus- und Neubau der Wasserläufe im Urstromtal der Ihna in und oberhalb Stargards stattgefunden. Die örtliche Bauleitung an der Ihna und am Madüsee hatte der königliche Landbaumeister David Gilly (1748-1808) aus Schwedt an der Oder übernommen. Gilly war später Direktor der Königlichen Preußischen Bauakademie zu Berlin geworden.

Die der landwirtschaftlichen und mühlentechnischen Nutzung dienenden Wasserbauten haben zur Behebung von Not und Elend seit dem Dreißigjährigen Kriege und dem Siebenjährigen Kriege (1756-1763) gedient. Dabei darf nicht vergessen werden, dass zu jener Zeit der Wohlstand der Bevölkerung in erster Linie von der Leistungsfähigkeit der Landwirtschaft abgehangen hat. Ganz im Gegensatz ist es heute die Industrie, die die Grundlage eines hohen Wohlstandes ermöglicht hat. Nicht aber vergessen werden darf hierbei der Arbeitseinsatz der jeweiligen Bevölkerung.

Die am Anfang des 17. Jahrhunderts erreichte Siedlungsdichte ist auf Grund dieser Kriege auch später noch ungewöhnlich niedrig geblieben. Zum Beispiel hatte Stargard im Jahre 1618 rund 12000 Einwohner und noch im Jahre 1782 waren es erst wieder 5612 Einwohner.

2. Wasserwirtschaftliche Kenngrößen

2.1. Geringes Talgefälle im Urstromtal der Ihna

Übersicht Flüsse

Entwässerungsnetz der Ihna

Anmerkung: Die in der Abbildung eingezeichnete Gestohlene Ihna ist ein künstlich angelegter Wasserlauf, er wird im nachfolgenden Text nicht behandelt. Der Haupt-Abzugs-Graben ist nicht eingezeichnet. Er fließt noch vor der Faulen Ihna in die Ihna. Bei Google Map kann man seinen Verlauf verfolgen.

Der mittelalterliche Stadtkern Stargards liegt im und am sog. „Urstromtal der Ihna", das in der Weichsel-Kaltzeit durch einen zungenartigen Eisvorstoß entstanden ist. Dieses Urstromtal war im Bereich der Stadt besonders eingeengt worden, weil bis hierin der flache, nacheiszeitliche Schuttkegel mit den Bodenmassen entstanden war, die vorwiegend aus dem Unterlaufbereich des Krampehls zwischen Pansin und Zartzig-Schwendt stammen. Dieses Bodenmaterial war in der breiten Talniederung der lhna bis in die Gegenwart zum Teil wieder abgetragen worden. Das Ergebnis ist die noch heute vorhandene geringe Überschwemmungsbreite von rund 800 Metern im Urstromtal der Ihna zwischen dem mittelalterlichen Stadtkern und dem Fuß der nordöstlichen Grundmoräne beim Steinernen Kreuz. Dagegen ist das Überschwemmungsgebiet bei großem Hochwasser oberhalb Stargards bis zu 2,0 Kilometer breit.

Um das geringe Gefälle des eiszeitlichen Urstromtals in seiner Größenordnung richtig darlegen zu können, sind zwei Angaben zur Geländehöhe von der Preußischen  Landesaufnahme im Jahre 1890 aus den vorhandenen Messtischblättern entnommen worden. Beide Höhenangaben liegen 17,2 km im Urstromtal voneinander entfernt:

a.) Festpunkt am Verbindungsweg zwischen Suckow (Kreis Saatzig) und Repplin (Kreis Pyritz) mit der Kreuzung des Haupt-Abzugs-Grabens, der auf NN + 24,0 m liegt.

b.) Festpunkt an der Ihna südlich Klempin (Kreis Saatzig), der aber noch im Stadtkreis Stargard liegt und in Höhe NN + 18,1 m ausweist.

Damit ergibt sich ein mittleres Talgefälle des Urstromtales zwischen zwei Festpunkten beiderseits Stargards. Das heißt, auf einen Kilometer Tallänge fällt die Geländeoberfläche des Urstromtales nur um rund 34 Zentimeter.

2.2. Dichtes Gewässernetz

Nicht nur das geringe Talgefälle und das noch vorhandene Bodenmaterial aus dem unteren Talbereich des Krampehls, sondern auch die Einmündungen von Fauler Ihna und Krampehl in die Ihna oberhalb Stargards haben vielfältige wasserwirtschaftliche und wasserbauliche Schwierigkeiten geschaffen.

Sie haben den früheren Bewohnern Stargards erhebliche Sorgen bereitet. Joachim Stampa hat bei der Beschreibung der Geschichte der Stadt Stargard während der rund 700 Jahre vor dem Jahre 1945 mehrfach darauf hingewiesen. Mehrere Beispiele von Wasserlaufverlegungen und -verzweigungen offenbaren diesen Umstand. Zwischen dem Stargarder Stadtwald, der rund 3,5 km oberhalb des mittelalterlichen Stadtkerns angelegt worden ist, und der Stadt bestehen noch heute folgende, meist von Menschenhand veränderte Wasserläufe:

die Ihna als Hauptwasserlauf mit dem Stadtarm durch die Unterstadt von Stargard,

der Haupt-Abzugs-Graben und die Faule Ihna im Bereich des Urstromtales westlich des Stadtwaldes,,

der Großeund der Kleine Krampehl im östlichen Teil des Urstromtales,

die Ravensburg und in ihrer Verlängerung nach oberhalb, neben der Zartziger Straße, der Brenckenhoff-Kanal in der Mitte des Urstromtales.

Weitere kleine Entwässerungsgräben sollen hier in diesem begrenzten Rahmen nicht weiter erörtert werden. Sie münden in der Regel nach einer kurzen Strecke in die zuvor genannten Wasserläufe.

2.3. Große Hochwasser und Überschwemmungsflächen

Besondere wasserwirtschaftliche Ereignisse sind die zwar seltenen, aber dafür um so verheerende großen Hochwasser beim Zusammentreffen von Schneeschmelze und winterlichem Dauerregen. Dann tritt das abfließende Hochwasser über die Ufer und überflutet das gesamte Urstromtal der Ihna. Der Bau des Eisenbahndammes für die Bahnstrecke Stargard-Freienwalde durch das Urstromtal der Ihna südlich und südöstlich der Stadt um das Jahr 1850 hat auf die außergewöhnlichen Hochwasserereignisse Rücksicht nehmen müssen, um größere Hochwasserschäden zu vermeiden. Daher hat dieser Eisenbahndamm eine besondere Flutbrücke mit mehreren Öffnungen erhalten. Sie liegt zwischen der Werder Straße und der Zartziger Straße in der Verlängerung des Eichen-Weges.

(Die Schreibweise der Straßennamen erfolgte gemäß den Angaben im Pharus-Plan 1938).

An dieser Flutbrücke hatte es bis zum Jahre 1945 auch eine gusseiserne Hochwassermarke gegeben, die zwischen einem und zwei Metern über dem umliegenden Gelände befestigt gewesen war. Sie hatte den Höchststand des Hochwassers vom Jahre 1888 angegeben.

Weiterhin sind Durchflussöffnungen unter den beiden Eisenbahnbrücken für die Ihna und für den Brenckenhoff-Kanal in der Reichsstraße 104 (Zartziger Straße) notwendig gewesen. Ferner ist der Kleine Krampehl mit einem begehbaren, gewölbten Durchlass durch den Eisenbahndamm geführt worden.

Alle Durchflussöffnungen zusammen verhindern große gefährliche Aufstaue, die hohe Fließgeschwindigkeiten verursachen und zu Bodenausspülungen und Brückeneinstürzen führen könnten.

Die beiden letzten großen Hochwasser (vor dem Jahre 1945) im Jahre 1888 und 1940 haben die Notwendigkeit dieser Durchflussöffnungen im Eisenbahndamm bewiesen. Dennoch ist es nicht vermeidbar, dass Teile der Siedlungsgebiete zwischen Ihna und Kleinem Krampehl von oberhalb bis unterhalb der Stadt Stargard (Eschen Weg, Elsner Straße, Zartziger Straße, Kuhbrinks-Damm, Luisen Straße, Pieper'sche Wiese usw.) bei diesen Hochwassern überflutet worden sind.

3. Ihna mit Stadtarm

3.1. Begradigter Wasserlauf

Oberhalb des Stargarder Stadtwaldes hat die Ihna noch heute einen mehrfach gekrümmten Verlauf. Dennoch sind für den fachkundigen Beobachter zahlreiche kleinere Durchstiche in früheren Zeiten und insbesondere mit den Wasserbauarbeiten unter von Brenckenhoff und Gilly erkennbar. Die Verkürzung des Flusslaufes ist durchgeführt worden, um eine Absinkung des Wasserspiegels zu erreichen und um weitere, besser nutzbare landwirtschaftliche Flächen zu gewinnen.

Mit dem Erreichen des Stargarder Stadtwaldes ist der Lauf der Ihna dann ganz gerade ausgebaut worden. Erst mit der Einmündung der Faulen Ihna vollzieht sich eine Richtungsänderung der schnurgeraden Führung des Flussbettes, um nach rund 400 Metern dann den Zufluss aus dem Großen Krampehl aufzunehmen.

Der nahezu gerade Verlauf der Ihna führt durch den Eisenbahndamm, weiter vorbei an den Badeanstalten zum mittelalterlichen Stadtkern. Schon während des Dreißigjährigen Krieges war die Ihna zwischen Werder Straße und Walltor aus wehrtechnischen Gründen dicht an die mittelalterliche Stadtmauer verlegt worden. Diese Laufverlegung der Ihna hatte unter der Leitung des Obersten Ottavio Piccolomini (1599-1656) gestanden, der zu einem italienischen Adelsgeschlecht aus Sienna gehört und in Wallensteins Heer gedient hatte.

Der bei der Verlegung der Ihna an die Stadtbefestigung anfallende Bodenaushub ist die Grundlage für den wallartigen späteren Weidensteig zwischen Bumkes Wäscheanstalt und der Luisen Straße geworden. Der weitere gerade Verlauf der Ihna endet erst kurz vor der um das Jahr 1900 gebauten mechanischen Kläranlage, um erst im Bogen und dann im rechten Winkel zum bisherigen Verlauf beim städtischen Schlachthof das Wasser des Stadtarmes wieder aufzunehmen.

3.2. Oberhalb der Stauhaltung an der Arche

Eine erhebliche Verringerung der Fließgeschwindigkeit bei mittlerem und geringem Abfluss erfährt die Ihna durch den Aufstau des Wassers am hölzernen Schützenwehr der Arche. Dieses Bauwerk steht in der Verlängerung der Haar Straße zum Weidensteig und damit am Rande der mittelalterlichen Unterstadt. Der volkstümliche Name „Arche" lässt sich auf das lateinische Wort „arca", zu Deutsch „Kasten oder Verschluss", zurückführen. Dieses Schützenwehr ist gebaut worden, um einen großen Teil des Abflusses in den Stadtarm ableiten zu können. Dieses alte Wehr wird von einer Fußgängerbrücke aus Beton überbrückt.

Der Aufstau der Ihna um 1,0 bis 1,5 Meter Höhe ist durch das geschlossene Schützenwehr möglich geworden und hat einen wesentlichen Eingriff in die oberhalb liegende Flussstrecke dargestellt. Der Rückstau reicht bei mittleren Abflussverhältnissen wegen des geringen Talgefälles im Urstromtal der Ihna über die Einmündung des Großen Krampehls hinaus. Die Folgen dieser Stauhaltung sind abflusstechnisch gesehen eine größere Wassertiefe und ein langsameres Fließen des Wassers. In der Regel ist auch die Wasserspiegelbreite größer, wenn nicht gerade senkrechte Mauern oder Pfahlreihen den Wasserlauf bewusst einengen sollen. Die geringere Fließgeschwindigkeit im Staubereich bedingt wiederum eine stärkere Schlammablagerung.

Der durch Friedrich Ludwig Jahn (1778-1852) ausgelöste Turnsport hat auch an der Ihna seinen Niederschlag gefunden. Die Stauhaltung durch das Schützenwehr an der Arche hatte günstige Voraussetzungen geschaffen für die Anlage von Badeanstalten und für die Gründung von Bootsvereinen. Verschiedene Anlieger der Ihna haben sogar. die Vermietung von Ruderbooten für jedermann eingerichtet.

Ihna zwischen Krampehl und Eisenbahnbrücke

Ihna zwischen Einmündung des Großen Krampehla und der Eisenbahnbrücke

3.3. Unterhalb der Stauhaltung an der Arche

Unterhalb der Arche zeigt nun der Wasserlauf der Ihna ein völlig anderes Erscheinungsbild, weil bei mittlerem und geringem Abfluss nur sehr wenig Wasser durch das Schützenwehr abfließt. Erst bei Hochwasser muss das Schützenwehr geöffnet werden, weil der Stadtarm nur einen begrenzten Abfluss abführen kann. Damit wird eine Überflutung der Landflächen oberhalb der Arche bei mittleren und kleinen Hochwassern verhindert und der größte Teil dieser Hochwasser kann wieder in dem eigentlichen Flussbett der Ihna abfließen.

Bei diesen Hochwasserabflüssen durch das geöffnete Schützenwehr hat sich im Laufe der Jahrhunderte eine Eingrabung des gesamten unterhalb liegenden Flusslaufes vollzogen. Deshalb schließt sich hinter den Holzschützen im Bauwerksbereich ein zweistufiger Sohlabsturz mit einer gesamten Wasserfallhöhe von rund einem Meter an. Dieser Bereich ist durch Granitplatten gesichert worden.

Erst unterhalb dieses Bauwerkes Arche hat wegen des unbefestigten Ufer- und Sohlbereiches bei dem schießenden Hochwasserabfluss ohne Deckwalze der Bodenabtrag begonnen. Dabei entstehen seitliche Uferbrüche und große Sohlvertiefungen. Im Volksmund spricht man von einer „Pferdekuhle". In der wasserbaulichen Fachsprache bezeichnet man solche Sohlauswaschungen in Folge unzureichender Energieumwandlung des Wassers als „Kolk oder Gumpe" (Kolk aus dem mittelniederdeutsch und Gumpe aus dem alemannischen Mittel­hochdeutsch). Dieser große Kolk ist durch behauene große Granitsteine (eiszeitliche Findlinge) eingefasst worden. Die Wände sind so hochgezogen worden, dass es auch bei großen Hochwassern zu keiner Ausuferung kommt. Ein ungewöhnlich großes, mit senkrechten Mauern eingefasstes Becken ist für die Laien entstanden, das mit seiner großen Wasserfläche erahnen lässt, mit welcher großen Kraft das Hochwasser der Ihna durch die Arche dann hindurch schießt.

3.4. Stadtarm der Ihna

Der Hauptgrund für die Anlage des Schützenwehres in der Arche war die Wasserkraftnutzung zum Mahlen des Getreides gewesen. Etwa 150 Meter oberhalb der Staustelle (bei den vier alten Eichen) am Weidensteig zweigt der Stadtarm im rechten Winkel von der Ihna ab. In seinem Streckenbereich liegt die Stargarder Unterstadt am tiefsten. Wann das Bauwerk der Arche seine heutige Gestalt erhalten hat, ist bisher nicht geklärt. Da eine Mühle am Stadtarm bereits im Jahre 1243 erwähnt worden ist, kann davon ausgegangen werden, dass es zum Erhöhen der Fallhöhe des Wassers an der Mühle für eine größere Wasserkraftnutzung schon Vorgängereinrichtungen zum Aufstau der Ihna gegeben hat. Die Anlage der Haar Straße, in deren Verlängerung die heutige Arche liegt, deutet darauf hin, dass schon vor der Verlegung der Ihna an die östliche mittelalterliche Stadtmauer während des Dreißigjährigen Krieges in diesem Bereich eine Stauanlage bestanden haben muss.

Bei den Wasserbauarbeiten der Jahre 1770-1782 ist die ehemalige Stadtmühle von der Kleinen Mühlen Straße aus stautechnischen Gründen nach unterhalb zur späteren Mühlen-Gasse verlegt worden. Die bis dahin innerhalb der schützenden Stadtmauer liegende Mühle hat damit den mittelalterlichen Stadtkern verlassen und befindet sich nun unterhalb des im Stargarder Stadtwappen dargestellten Mühlentores.

Die Einengung des durchflossenen Querschnittes unter dem Mühlentor hat dazu geführt, dass unmittelbar unterhalb des Bauwerkes infolge der starken Strömung (Schießender Abfluss) ein tiefreichender Sohlabtrag  stattgefunden hat. Erst bei abgelassenem Stadtarm ist dieser Kolk für jedermann sichtbar. Hierin haben sich beim Ablassen des Stadtarmes stets zahlreiche Fische zurückgezogen.

Die neu erbaute Mühlenanlage ist allen Stargardern als die „Große Mühle" (Karow'sche Mühle) bekannt. Sie hat den Beinamen „groß" erhalten, weil damals eine zweite Mühlenanlage am Kleinen Krampehl gebaut worden ist.

Zwischen dem Mühlentor und der Großen Mühle ist damals auch der Mühlenteich angelegt worden. Er hat in seiner Hauptaufgabe als Sandfang gedient. Mit seiner großen Fläche hat er auch die Wasserstandsschwankungen beim Ein- und Ausschalten der Turbinen gemindert. Eine Sandführung in die Wasserkraftanlage hinein hat in jedem Fall verhindert werden müssen, um den Verschleiß der Werkstoffe zu verringern. Es sei daran erinnert, dass Quarzsand in der Mohs'schen Härteskala die Härte 7 hat. Er ist damit genauso hart wie Stahl.

Wegen der starken Sandführung bei Hochwasser hat der im Mühlenteich abgelagerte Boden alle zwei bis drei Jahre wieder entfernt werden müssen. Dazu ist der gesamte Stadtarm und der Mühlenteich trockengelegt worden. Dieser Vorgang ist in der Regel am Sonntagabend durch das Öffnen des Schützenwehres an der Arche eingeleitet worden. Nachts ist dann das Wasser auch aus dem Staubereich der Ihna abgeflossen, so dass der Wasserspiegel der Ihna unter die Sohle des Stadtarmes gesunken ist.

Das Ausräumen des Bodens aus dem Mühlenteich sowie das Entfernen des Unrates aus dem Stadtarm haben somit am Wochenanfang begonnen. Der noch bodenfeuchte Sand ist dann in mühevoller Handarbeit auf Schubkarren und Loren auf Gleise verladen worden. Über Bockgestelle mit aufgelegten Bohlen ist der Sand an den Mühlenteichrand befördert und dort abgelagert worden. Später nach weiterem Austrocknen während der sommerlichen Witterung ist er abgefahren und zum Auffüllen zu tief liegenden Landflächen im Urstromtal verwendet worden.

Ebenfalls unterhalb der Großen Mühle (hinter den Turbinen) hat sich im Laufe der Jahrzehnte ein ausgedehnter Kolk gebildet. Gleich danach strömt das Wasser des Stadtarmes unter der Brücke der Klappholz-Gasse hindurch, begrenzt das Ende der Villen Straße und mündet schließlich hinter den Gebäuden des städtischen Schlachthofes in den Hauptarm der Ihna ein. Zuvor hat die Ihna schon das Wasser des Kleinen Krampehls und der Ravensburg aufgenommen.

Ihna Zusammenfluss

Zusammenfluss Ihna und Stadtarm Ihna

4. Haupt-Abzugs-Graben

4.1. Gezielte Entwässerungsmaßnahme für die Landwirtschaft

Der Haupt-Abzugsgraben ist eine von Menschenhand zusätzlich geschaffene wasserbauliche Maßnahme. Er ist in Zusammenhang mit den umfangreichen Meliorationsarbeiten" (melior, lat.: besser) zwischen den Jahren 1770 bis 1782 gebaut worden. Seine Aufgabe ist die schnelle und ausreichende Entwässerung der sumpfigen Flächen im Urstromtal südlich der Ihna, so dass nach Ablauf des überschüssigen Wassers eine landwirtschaftliche Nutzung dieses Gebietes möglich wird.

Dieser Haupt-Abzugs-Graben beginnt zwischen den Dörfern Suckow (Kreis Saatzig) und Repplin (Kreis Pyritz) auf der Südseite der Ihna, die hier die Kreisgrenze darstellt. Um ein möglichst großes Gefälle zu erreichen, ist er mit Ausnahme einiger notwendiger Richtungsänderungen schnurgerade ausgebaut worden. Nach 11,5 km Lauflänge mündet er gegenüber der nordwestlichen Ecke des Stargarder Stadtwaldes in die Ihna.

Haupt-Abzugs-Graben

Einmündung des Haupt-Abzugs Graben in die Ihna am Stadtwald

4.2.      Natürlicher Pflanzenwuchs

Das geringe Oberflächengefälle des eiszeitlichen Urstromtales der Ihna zwischen Reetz in der Neumark und Stargard sowie die außergewöhnliche Talbreite von ein bis zwei Kilometern hat dazu geführt, dass der Abflussvorgang der gefallenen Niederschläge sich auf diesen nahezu ebenen Flächen des Urstromtales nur sehr langsam vollzogen hat. Die dadurch bedingte zeitlich sehr lange Bodennässe bei oberflächennahem Grundwasserstand hat dazu geführt, dass sich Röhricht- und Sauergräser- Pflanzengesellschaften entwickelt haben. Im Laufe der Jahrtausende (seit dem Ende der Weichsel-Kaltzeit) ist ein Teil der jährlich zum Herbst absterbenden Pflanzenreste im Grundwasserbereich nicht verwest, sondern vertorft worden. Ihre ständige Anreicherung hat damit zur Bildung von Niederungsmooren geführt.

Diese organischen Bodenschichten im vorherrschenden Grundwasserbereich sind aber für eine landwirtschaftliche Nutzung wenig geeignet, weil sie kaum begehbar und befahrbar sind. Ferner werden diese vorhandenen Pflanzengesellschaften vom Vieh nur ungern gefressen, so dass nur eine schlechte Entwicklung des Viehs gegeben ist. Lediglich Torf zu Streu- und Brennzwecken ist im Urstromtal gewonnen worden.

4.3. Wiesen- und Weidenutzung

Mit den Wasserbauarbeiten zur Abführung des überschüssigen Bodenwassers ist das Luft-Verhältnis in den oberflächennahen Bodenschichten entscheidend verbessert worden. Damit waren die Voraussetzungen geschaffen worden, dass sich eine üppige und dauerhafte Süßgräser-Pflanzengesellschaft entwickeln konnte. Ein ökologisch gezielter Eingriff des Menschen liegt hier also vor. Diese Süßgräser sind die Hauptnahrungsgrundlage der Wiederkäuer (Rind, Schaf, Ziege). Wertvolle Wiesen- und Weideflächen sind damals in dem zuvor kaum nutzbaren Urstromtal geschaffen worden. Hier hat also der am Anfang des Berichtes erwähnte Ausspruch Friedrich des Großen seine volle Bestätigung erfahren. Ein auch noch heute gültiges fachbezogenes Sprichwort lautet: „Niederungsmoore sind die geborenen Grünländer, wenn sie richtig entwässert werden!" Eine Düngung ist kaum erforderlich, da bei den früheren und gegenwärtigen Überschwemmungen reichlich Pflanzennährstoffe (Mineraldünger) abgelagert werden. Die durch die Bodenbelüftung bedingte Vererdung (Verwesung) des Niederungsmoortorfes und die dabei folgende Freisetzung der Pflanzennährstoffe schaffen für die Süßgräser die besten Wachtstumsbedingungen, zumal das nur um einige Dezimeter abgesenkte Grundwasser den Pflanzenwurzeln auch weiterhin reichlich zur Verfügung steht.

5. Faule Ihna

Die Faule Ihna umfließt das Dorf Wittichow im Norden, wendet sich dann weiter nach Osten dem Urstromtal und damit dem Hauptvorfluter der eigentlichen Ihna zu. Sie verlässt hier das Gebiet der Grundmoränenlandschaft. Die Faule Ihna erreicht das Urstromtal im unteren Bereich des nahen Haupt-Abzugs-Grabens.

Beide Wasserläufe sind aber nicht vereint worden, weil ihre Abflussvorgänge unterschiedlich sind. Ziel des Haupt-Abzugs-Grabens ist die möglichst schnelle Abführung insbesondere der Hochwasser. Wie der Name „Faule Ihna" bereits ausdrückt, geht ihr Hochwasserabfluss wegen ihrer großen Lauflänge langsamer vor sich, so dass bei einer Vereinigung beider Wasserläufe zumindest im unteren Bereich des Haupt-Abzugs-Grabens die schnelle Entwässerung der Grünlandflächen verzögert würde.

Dabei laufen beide Wasserläufe einen Kilometer lang nahezu parallel. Erst nach einem weiteren Kilometer Lauflänge wird die Faule Ihna in den Hauptvorfluter Ihna geführt. Auf der rund 2 Kilometer langen Fließstrecke der Faulen Ihna im Urstromtal entwässert sie vorwiegend den Hangfuß der nahen Grundmoräne.

6. Krampehl und Hangkanal

Erst durch den menschlichen Eingriff und hier insbesondere durch die letzten großen Wasserbauarbeiten in den Jahren 1770 - 1782 hat eine klare Trennung von Großem und Kleinem Krampehl stattgefunden. Dabei hat der Kleine Krampehl eine neue wichtige Aufgabe als Hangkanal zur Wasserkraftnutzung erhalten.

6.1. Großer Krampehl

Während des 1. Weltkrieges hat nochmals eine Begradigung verschiedener Flussschleifen durch russische Kriegsgefangene stattgefunden. Diese ehemaligen Flussschleifen haben zwischen dem Doppeldorf Zartzig/ Schwendt und der Mündung in die Ihna gelegen. Sie sind sogar noch auf dem Messtischblatt 2656 Stargard/ Pom. aus dem Jahre 1922 dargestellt.

Da eine Begradigung eines Wasserlaufes in der Regel auch eine Gefällvergrößerung verursacht und somit eine größere Fließgeschwindigkeit auftritt, besteht die Gefahr einer Sohlvertiefung und ständiger Uferabbrüche. Daher müssen weitere Baumaßnahmen getroffen werden. Eine Tieferlegung des Unterwassers an der Zartziger Mühle und an der Brücke der gerade 100 m unterhalb kreuzenden Reichsstraße 104 hätte an beiden Bauwerken teurere zusätzliche Gründungsbauarbeiten erforderlich gemacht. Die bautechnische Lösung ohne Gefällvergrößerung auf langer Strecke des Krampehl ist dann der Bau eines „Wasserfalles" (heutiger Fachausdruck: Sohlabsturz) gewesen, wie er damals im Volksmund bezeichnet worden ist. Er hat seinen Standort etwa nach dem ersten Drittel auf der Strecke zwischen der Zartziger Mühle und der Mündung in die Ihna erhalten.

Da das hydraulische Wissen über eine ausreichende Energieumwandlung an Sohlabstürzen bei Hochwasser damals noch ungelöst gewesen ist, ist hier eine zu geringe Fallhöhe des Wassers im Wasserfall zugrundegelegt worden. Die Folge ist gewesen, dass bei Hochwasser nur eine starke Wellenbewegung zwischen Ober- und Unterwasser stattgefunden hat. Das Ergebnis dieser unzureichenden Energieumwandlung ist dann die Entstehung eines tiefen Kolkes (im Volksmund auch hier als Pferdekuhle bezeichnet) unterhalb der befestigten Sohle des Sohlabsturzes. Dieser „Wasserfall" ist zwischen beiden Weltkriegen ein beliebter Bade- und Angelplatz der damaligen Jugend gewesen, den selbst Jugendliche aus der Stargarder Unterstadt und des südlichen Stadtrandes gerne im Sommer aufgesucht haben.

6.2. Kleiner Krampehl (Hangkanal)

Vor der Entwicklung von Dampfmaschine und Elektromotor für den immer stärker werdenden Energiebedarf haben nur Wind- und Wasserkraft zur Verfügung gestanden. Dabei hat das Mahlen des Getreides die Hauptrolle gespielt. Und so ist es bei den Wasserbauarbeiten in den Jahren 1770 - 1782 nicht nur um eine bessere landwirtschaftliche Nutzung des Urstromtales der Ihna gegangen, sondern auch um die technische Nutzung der Wasserkraft, wo es aufgrund der Gefällverhältnisse wirtschaftlich vertretbar gewesen ist. Aus diesem Grunde hat man einen Teil des Abflusses im Großen Krampehl aus dem Oberwasser der Stauhaltung zur Zartziger Mühle abgezweigt, um das Getreide in der Nähe seines Hauptbedarfs in Stargard zu verarbeiten.

Ein Stichkanal mit regelbarem Schützenwehr ist deshalb vom östlichen Ostrand des Dorfes Zartzig beginnend gebaut worden. Unterhalb des Dorfes führt er entlang des nordöstlichen Hanges (daher: Hangkanal) der Grundmoräne zum Urstromtal der Ihna in Richtung Stargard.

An der Kreuzung des Kleinen Krampehls mit der Fernstraße nach Massow und Freienwalde - oder bezogen auf die Stargarder Örtlichkeiten: zwischen Walltor und Steinernem Kreuz - ist dann die sogenannte „Kleine Mühle" gebaut worden. Der dort angelegte Große Mühlenteich hat den mitgeführten Sand und Schlamm aufzunehmen gehabt. Ferner hat er ebenfalls eine Wasserreserve für die Mühle dargestellt. Noch viele Jahre nach der Erfindung der Linde'schen Eismaschine (1871) hat in kalten Wintern eine mindestens 15 cm starke Eisdecke auf dem Mühlenteich der Eisgewinnung für sommerliche Kühlzwecke gedient. (Siehe Brauerei Kuppermann mit Eiskeller an der Kalkenberg Straße).

Das Unterwasser der Mühle (Abfluss von der Mühle) ist dann am nördlichen Stadtrand von Stargard hinter Luisenstraße und Große Schifferstraße weitergeführt worden. Bevor der Kleine Krampehl die Große Schifferstraße kreuzt, kommt noch das Wasser der Ravensburg hinzu. Gegenüber der Maschinenfabrik Meißner erreicht der Kleine Krampehl schließlich die Ihna.

Zwischen dem Abzweig des Kleinen Krampehls in Zartzig und der Kleinen Mühle überquert seit der Zeit um 1850 die Eisenbahn der Hauptstrecke Stargard-Freienwalde diesen Hangkanal. Hier ist die bereits erwähnte Überbrückung als gewölbter Durchlass mit Fußweg gebaut worden. Vielen Stargardern ist dieser Durchlass des Kleinen Krampehls auch als „Mausetor" bekannt.

Der künstlich angelegte Hangkanal hat aus Mangel an geeignetem Ton aus der Umgebung keine Sohl- und Böschungsdichtung erhalten können. Dadurch kann selbstverständlich ein Teil des Abflusses des Kleinen Krampehls versickern. Dieses Sickerwasser fördert einerseits die Vernässung der benachbarten, tiefer liegenden Wiesenflächen im Urstromtal (Gänsewiese), andererseits nimmt der Kleine Krampehl wiederum den Abfluss von der angrenzenden Grundmoräne auf. Mehrere kleine Entwässerungsgräben, die von der Grundmoräne herunterführen, offenbaren diesen Sachverhalt.

7. Verstärkte Binnenentwässerung

Ähnlich wie beim Haupt-Abzugs-Graben ist auch zwischen Ihna und Kleinem Krampehl im Urstromtal der Ihna eine stärkere Binnenentwässerung notwendig gewesen. Diese Aufgabe haben der Brenckenhoff-Kanal und die Ravensburg übernommen.

7.1. Brenckenhoff-Kanal

Die Namensgebung dieses Hauptentwässerungsgrabens nach dem Leiter der damals notwendigen Meliorationsarbeiten hat dazu geführt, dass in Pommern zahlreiche Kanäle den gleichen Namen tragen. Parallel zu dem Stargarder Brenckenhoff-Kanal ist im 19. Jahrhundert die Zartziger Straße gebaut worden. Zuvor war der Weg nach Zartzig ab Wulkower Weg über die „alte Zartziger Landstraße" geführt worden.

Der Brenckenhoff-Kanal entlang der Zartziger Straße beginnt an der Gemarkungsgrenze zu Zartzig. An seinem Anfang nimmt er das Wasser von mehreren kleinen Gräben entlang der Gemarkungsgrenze auf. In der Gemarkung von Zartzig ist in den Jahren um 1935 durch den Reichsarbeitsdienst (RAD) das Binnenentwässerungsnetz zwischen dem Kleinen Krampehl und der Zartziger Chaussee erneuert worden.

7.2. Ravensburg

Der Brenckenhoff-Kanal an der Zartziger Straße mündet bei der Abzweigung zur Ravensburgstraße in die Ravensburg. Im rechten Winkel zum Brenckenhoff-Kanal erreicht die Ravensburg parallel zur gleichnamigen Straße dann das Schützenhaus. Sie fließt weiter am Schützenplatz vorbei, kreuzt die Luisenstraße, um dann neben der Schmelingsgasse fließend noch vor der Großen Schifferstraße in den Kleinen Krampehl einzumünden.

Die sprachliche Entstehung des Namens Ravensburg für einen Entwässerungsgraben ist ungewöhnlich! Der Name steht mit dem mittelniederdeutschen Wort des Mittelalters „raven" in Verbindung. Das neuhochdeutsche Wort lautet hierfür „Rabe". Warum kommt nun dieser Entwässerungsgraben zur Bezeichnung „Ravensburg"? Dazu muss man die Lebensweise der Rabenvögel (Raben- und Krähenarten) kennen. Sie suchen sich in der Regel nächtliche Schlafplätze auf hohen Bäumen aus, wo sie vor Nachstellungen durch die Gruppe der Kleinen Raubtiere (Marder- und Wieselarten) sicher sind.

Nach der Darstellung eines Lageplanes von Stargard und Umgebung aus der Zeit vor dem großen Brand im Jahre 1635 hat der Krampehl sein Flussbett etwa entlang der heutigen Ravensburgstraße gehabt. Es ist sogar ein abgezweigter und dann abgedämmter Abflussarm zur Ihna dargestellt, der etwa gegenüber dem abzweigenden Stadtarm der Ihna gelegen hat. Damit hat damals eine langgestreckte Insel bis zur Luisenstraße gereicht, weil hier eine weitere Querverbindung von Krampehl und Ihna bestanden hat. Diese Insellage am Stadtrand Stargards hat also den Rabenvögeln einen brauchbaren nächtlichen Sammelplatz geboten, außerdem haben sie ihre Nahrung als Allesfresser bevorzugt auf den stadtnahen Müllplätzen gefunden.

Stadtplan 1938 Ausschnitt Flüsse

Ihna, Kleiner Krampehl, Ravensburg, Mühlenteiche

Anmerkungen zum Verfasser von Hans-Jürgen Torff

Der Verfasser, Geburtsjahr 1925, hat seine Jugend an Ihna und Krampehl verlebt. Seit frühester Jugend hat er sich für das Wasser mit seiner Fauna und Flora begeistert. Mit 9 Jahren ist er jüngstes Mitglied im Stargarder Anglerverein geworden. Er lernte in der städtischen Freibadeanstalt ohne fremde Hilfe das Schwimmen; befuhr Ihna und Krampehl mit seinem selbstgebauten Paddelboot. Schon damals hatte er den eigenartigen Fließvorgang bei Hochwasser über den „Wasserfall" im Großen Krampehl beobachten können. Im Laufe seines Jahrzehnte späteren beruflichen Werdeganges hat er sich als Mitglied des Fachnormenausschusses Wasserwesen im Deutschen Normenausschuss mit den Fließvorgängen an Wasserbauwerken befassen können, um bessere Lösungen für hydraulisch wirksame Sohlabstürze ( bessere Energieumwandlung) mit zu entwickeln.

Während der Jahre 1943 bis 1945 hat der Verfasser nacheinander dem Reichsarbeitsdienst, der Fliegertruppe und der Fallschirmtruppe angehört. In den Jahren 1945 bis 1948 war er zunächst ein Jahr lang Landarbeiter und erlernte danach in zwei Jahren den Malerberuf. Nach Abschluss der Reifeprüfung begann er mit dem Studium des Bauingenieurwesens. An der Technischen Hochschule Dresden und Hannover hat sich der Verfasser dann für das Fachgebiet „Wasserwirtschaft und Wasserbau" entschieden. Die erlebten und beobachteten Vorgänge an Ihna und Krampehl haben somit seinen weiteren Berufsweg bestimmt. In den Jahren 1962 bis 1991 bildete er an der ehemaligen Wiesenbauschule (gegründet in Siegen 1853) und jetzigen „Universität-Gesamthochschule-Siegen” Wasserbauingenieure aus. Hier hat er feststellen können, dass bereits vor dem Jahre 1945 Siegener Absolventen jahrzehntelang auch in Stargard als Kulturbaumeister tätig gewesen sind.

Verwendetes Schrifttum und Karten

 

zurück zum Inhaltsverzeichnis