Verlauf der Ihna

Ernst Ganzke
Schwabengäßchen 1
76437 Rastatt
verstorben 2012

Die Quelle der Ihna liegt im so genannten Ihnatal, gut 2 km von dem Ort Temnick in nordöstlicher Richtung entfernt auf einer Anhöhe von 126 m über NN. Nach einer alten Überlieferung wurde die sprudelnde Quelle damals unter einem Weidenbusch entdeckt.

Im Jahre 1937 machten wir (4 junge Burschen) eine Radtour nach Nörenberg zum Enzigsee. Natürlich besuchten wir auch hierbei die Quelle unserer geliebten Ihna im Ihnatal. Von der Chaussee bei Temnick sahen wir rechts neben der Straße einen kleinen Graben, etwa einen Meter breit uns entgegenkommen. Wir stiegen von unseren Rädern und folgten dem ruhig fließenden Wasser. Nach einigen Metern bog dieses Bächlein rechts ab und führte uns, je näher wir der Quelle kamen, in ein echtes Feuchtgebiet. Wir zogen Schuhe und Strümpfe aus und wateten so durch die grüne Aue. Wir waren schon einige 100 m gelaufen. Wildes Gebüsch erschwerte unseren Gang. Aber wir waren jung und wollten doch sehen, woher unsere geliebte "Ihn" kommt.

Ihna Quellfluss

Die Ihna als Quellfluss

Als wir das Gebüsch durchstöbert hatten, sahen wir im Sonnenschein ein kleines Gewässer, eine lauschige Idylle, wie man sie nur selten zu sehen bekommt. Es war ein Biotop, wie man es sich schöner nicht vorstellen kann. Insekten, Frösche und anderes niederes Getier beherrschten hier die reine Natur. Vögel aller Arten sangen uns ihren Willkommensgruß.

Doch eines konnten wir nicht glauben, dass dieses kleine Wässerchen, das hier ganz sicher aus der Erde drang, einen so großen Fluss versorgen kann. Jedoch wussten wir, dass hier ein wasserreiches Gebiet ist und der Grundwasserspiegel sehr hoch liegt. Denn die ganze Umgebung dieses Biotops war feucht. Und das kleine Bächlein, das sich den Weg in die Freiheit wahrscheinlich selbst durchbrochen hatte, war sicher glücklich, nach nur einigen Kilometern einen großen See, den Kremminer See erreicht zu haben.

Dieser See ist ganz sicher genau so aus dem Erdboden getreten wie die Ihnaquelle. Sein Wasserspiegel liegt auf einer Höhe von 92 m über NN. Aber auch dieser See hat einen Zulauf von dem Nethstubbensee, der auf 112 m über NN liegt. Dieser See wiederum empfängt den Überlauf des 10 m höher gelegenen Enzigsees. - Darum bin ich der Meinung, dass alle diese größeren Seen, die ja nicht durch die Quelle versorgt werden, unseren Ihnafluss mitversorgen. Denn dieses armselige Bächlein, das hier aus dem Ihnatal kam, hätte allein die Ihna niemals so anschwellen lassen können.

Heute ist nun von der Quelle nichts mehr zu sehen. Das Quellgebiet ist total verwuchert. Ein Durchkommen ist hier kaum möglich. Wir standen vor einigen Jahren an der Stelle, wo der Quellbach aus dem Ihnatal kam, dort war kein Tropfen mehr in dem Graben. Jedoch der Überlauf des Nethstubbensees brachte sein Wasser wie damals zu seinem unterhalb liegenden Nachbarn, dem Kremminer See. Auch haben wir damals den Überlaufgraben des Enzigsees entdeckt und fotografiert. Dieses Endmoränengebiet führt nun mal viel Wasser, so dass wir uns um unsere Ihna nicht zu bangen brauchen.

Die Ihna wird also nicht austrocknen, denn es gibt ja noch so viele andere kleine Flüsschen und Bäche, die gern ihr Wasser zur Ihna bringen. Ja, es gibt sogar einen Fluss, der quer durch den Süden des Saatziger Kreises fließt. Es ist die so genannte Gestohlene Ihna. Etwa 3 km südlich des Kremminer Sees, zwischen Kremmin und Bütow wurde nach einer alten Überlieferung die Ihna angezapft und über Konstantinopel, Jacobshagen, durch den Saatziger See, Goldbeck, Barskewitz nach Pansin und dort beim Schloss in den Großen Krampehl geleitet. Die Gesamtlänge dieser Strecke beträgt ca. 26 km. Dieses Wasser geht allerdings der Ihna nicht verloren, denn der Große Krampehl fließt, bevor die Ihna die Stargarder Stadtgrenze erreicht, wieder in die Ihna.

Nach dem Abfluss der Gestohlenen Ihna durchquert die Ihna den kleinen Butowsee, der auf etwa 85 m Höhe liegt. Sie fließt weiter in südlicher Richtung durch die Dörfer Ziegenhagen, Klein Silber nach Reetz. Hier wechselt sie die Richtung von Süd nach West. Viele kleine Ortschaften, die nicht weiter nennenswert sind außer Suckow, denn hier erhält die Ihna einen so genannten Hauptabzugsgraben. Da er ziemlich gerade und parallel verläuft,ist anzunehmen, dass dieser Graben aus technischen Gründen angelegt wurde. Er fließt nach etwa 10 km wieder in die Ihna. Viele kleine Bächlein und Drainagen fließen von rechts oder links kommend der Ihna zu.

Der größte Nebenfluss von links kommend ist die Faule Ihna. Sie entspringt ca. 3 km südlich von Kranzin im Kreis Arnswalde bei Friedrichshof. Sie fließt vorbei an den Dörfern Kranzin und Libbehne. Nach etwa 14 km überschreitet sie die Kreisgrenze und befindet sich nun im Kreis Saatzig. Sie berührt die Dörfer Dölitz, Blumberg, Kollin, Strebelow, Krussow, Streesen und Wittichow, um dann im Süden Stargards, genauer gesagt, am Stadtrand, wo Stargards südlichster Stadtteil, der Werder, beginnt, also noch im Gebiet des Stadtwaldes in die Ihna einzufließen. Nach ca. 50 km hat sie also ihr Ziel erreicht. Nur etwa 200 m von dieser Einmündung entfernt kommt von rechts der Große Krampehl und bringt das Wasser mit, das durch die Gestohlene Ihna bei Kremmin abgezweigt wurde.

Der Große Krampehl kommt aus dem Großen  Staritzsee bei Freienwalde. Er schlängelt sich zunächst einmal in westlicher Richtung, um dann nach etwa 10 km bei Sassenhagen seinen Lauf in Richtung Süden einzuschlagen. Nach weiteren 25 km, beim Schloss Pansin, fließt er dann in südwestlicher Richtung in vielen Windungen der Ihna im vorher beschriebenen Gebiet entgegen. Viele größere oder kleinere Dörfer liegen auch an diesem Fluss: Sassenburg, Rossow, Sassenhagen, Müggenhall, Uchtenhagen, Pegelow/Dahlow, Pansin, Wulkow, Zartzig/Schwendt bevor er in die Ihna fließt.

Von hier aus fließt die Ihna auf ca. 5 km durch die Stadt. Für die Industrie, Färberei, Schlachterei, verschiedene Wäschespülen sowie für die Große Mühle wurde ein besonderer Stadtarm abgezweigt. Er verlässt die Ihna am Weidensteig in Höhe von Land Usedom, unterquert die Badergasse, Schuh- und Pelzerstraße, auch den Großen Wall, um entlang der Peter-Gröning-Straße hinter dem Mühlentor sich zum Mühlenteich auszuweiten. Er durchfließt anschließend die Große Karowsche Mühle, hält dort die Mühle in Betrieb und zieht sich dahinter in Fließrichtung unter der Klappholzgassenbrücke, Gartengelände, am Gaswerk vorbei in Richtung Schlachthof und Viehmarktplatz weiter.

Heute ist der Stadtarm ab der Großen Wall Brücke auf Durchflussbreite des Mühlentores bis an die Große Mühle geführt. Die Teichausweitung ist also verschwunden. - Hinter der Mühle ist auch kein offener Fluss mehr. Man hat den Stadtarm hier verdolt bzw. verrohrt. Nach ca. 200 m fließt er wieder frei, jedoch sehr verengt weiter. Die Brücke in der Klappholzgasse braucht man ja nun auch nicht mehr, sie wurde beim Ausbau der Straße abgerissen. Am Viehmarktplatz, gegenüber der Kläranlage fließt der Stadtarm wieder in den Ihnafluss. Die Länge des Stadtarms beträgt etwa 2 km.

Der Hauptfluss wurde beim Übergang vom Weidensteig zur Haarstraße durch ein Stauwehr angestaut. Dieser Stau war wichtig, um den Stadtarm in Betrieb zu halten. Denn die Sohle des Stadtarms liegt  ca. 1 m höher als die Ihna. Übrigens wurde das Stauwehr, es war eine Holzkonstruktion, inzwischen von den Polen als Betonwehr erneuert. Es ist ein solides Bauwerk und trägt sehr zur Verschönerung des Flusses bei. Noch schöner wäre es, wenn die alte Flussbreite wieder hergestellt und die Seitenwände befestigt würden.

Einige Stadtgräben fließen noch beim Walltor der Ihna zu. Später, beim Hochgericht etwa gegenüber der Stargarder Gießerei, kommt der letzte Zufluss von rechts noch, der Kleine Krampehl. Er wurde bei Zartzig dem Großen Krampehl abgezweigt und durchfloss das Mausetor und somit die Eisenbahnlinie Richtung Freienwalde. Er füllte bei der Kleinen Mühle an der Luisenstraße den Mühlenteich, versorgte die Mühle und floss dann hinter den Häusern der Schmelinggasse entlang in die Ihna.

Hiermit hat die Ihna nun Stargard verlassen und fließt ruhig auf dem Weg nach Gollnow in Richtung Nordwest. Vorbei gehst an den kleinen Dörfern Klempin, Lübow, Saarow, Roggow, Bruchhausen und Pützerlin. Sie erreicht auf diesem Wege Ihnazoll und befindet sich inmitten des Friedrichwalder Forsts (heute Gollnower Forst). Hiernach überschreitet die Ihna die Kreisgrenze Saatzig/Naugard und nimmt direkt Kurs auf Gollnow und immer durch den Wald. Größere nennenswerte Orte liegen nicht auf dieser Strecke. In der Stadt Gollnow angekommen schwenkt sie hart nach links und fließt in Richtung West ihrem Ziel in Ihnamünde entgegen.

Ihna Mündung

Die Ihnamündung in den Dammschen See

Auf dem Weg dorthin unterquert sie in Gollnow die wichtigste Fernverkehrsstraße Pommerns nach Stolp und Danzig, gleich hinter Gollnow die Straße nach Swinemünde. Danach fließt sie durch Wald und Feld, Wiesen und Auen ihrem Ziel entgegen. Beim Dorf Ihnamünde unterquert sie nochmals einen Landweg, der ins Dorf führt, bevor sie dann verbreitert zum Rückstaubecken, nach gut 100 m endgültig in den Dammschen See einmündet. Auch hier zeigt sich die unberührte Natur als kleines Biotop mit wilden Gräsern und Büschen, Kleingetier, Insekten und Vögeln. Einen äußerst interessanten Anblick bietet uns hier zum Schluss noch dieser schöne pommersche Fluss, der hier seine Odyssee beendet.

Die Karte lässt sich vergrößern, verkleinern und verschieben. Durch mehrfaches Klicken auf das "+" werden die hellblauen Marker auseinander gezogen und so der Verlauf der Ihna dargestellt, Durch Klicken auf die hellblauen Marker mit einem weißen Punkt erkennen Sie deren Bedeutung. Die anderen Marker haben keine Bedeutung für diesen Artikel.

zurück