Die Saatziger Kleinbahn AG

Betriebseröffnung: 14.01.1895
Spurweite: 1000 mm
Streckenlänge: 121,6 Km,
Kursbuch-Nr. 113 j (RKB 1939).

Zur Erschließung der abseits der Staatsbahnstrecken Stettin - Danzig -Königsberg Pr. und Stargard - Schneidemühl liegenden Teile des Kreises Saatzig wurde der Bau einer Kleinbahn beschlossen. Hauptaktionäre waren Preußen, Pommern, Stargard, Fa. Lenz & Co. und der Kreis Dramburg. Die Konzession wurde am 3.11.1893 erteilt. Nach anfänglichen Schwierigkeiten bei der Grundstücksbeschaffung wurde der S.K.B. im Mai 1894 das Enteignungsrecht erteilt. Die Fa. Lenz & Co. führte in wenigen Monaten die Bauarbeiten durch und am 14.1.1895 konnte der Betrieb von Stargard nach Nörenberg aufgenommen werden. Wenig später ging auch die Verlängerung der Strecke von Nörenberg nach Zamzow in Betrieb. Von Alt Damerow fuhr am 12.5.1895 der erste Zug nach Kannenberg. Nach Ankauf der "Kleinbahn Kannenberg - Daber" im Jahre 1900 durch Lenz & Co. für die S.K.B. fuhren die Züge nun bis Daber, Kreis Naugard, wo auf die Regenwalder Kleinbahn (RKB) umgestiegen werden konnte.Das südöstliche Gebiet des Kreises Saatzig erschloss man durch einen weiteren Streckenast von Kashagen nach Klein-Spiegel, der am 20.8.1896 in Betrieb ging.

Saatziger Kleinbahn Streckenführung

Die Stammstrecke wurde am 1.10.1897 von Zamzow bis Janikow verlängert, wo Anschluss an die Staatsbahn Ruhnow - Neustettin bestand. Ein weiterer Übergang zur Staatsbahn bei der S.K.B. war in Trampke, an der Strecke Stettin - Danzig, möglich. 13 Jahre später am 15.11.1910 wurde die letzte Streckenverlängerung nach Dramburg in Betrieb genommen. Damit war das S.K.B. - Netz komplett. Das Verbindungsgleis Stargard Hbf - Stargard S.K.B. war entweder Regelspur (1435 mm) oder 3-schienig. Die Länge betrug entweder 2 Km oder 2,7 Km. Nichts Genaues weiß man nicht. Die S.K.B. besaß jedoch über die Jahre 3 Regelspur-Dampfloks. Die letzte soll 1950 als 89 6308 bei der DR noch in Dienst gestanden haben. 14 Schmalspurloks, darunter 1 Mallet, sind bekannt. 11 Maschinen kamen 1945 an die PKP, sind aber alle schon ausgemustert. Lok 51 j und 52 jh S.K.B. sind der Nachwelt in Daber und in Greifenberg museal erhalten geblieben. 1937 wurden 2 Dieseltriebwagen in Dienst gestellt. Auch sie gingen 1945 als MBxd 1 345/346 an die PKP. 345 wurde 1982 ausgemustert. Der Wagenpark der S.K.B, bestand 1938 aus 13 2+4x Personenwagen, 5 Gepäckwagen und 170 2+4x Güterwagen. Im Jahre 1938 betrug die Beförderungsleistung der S.K.B. 205640 Personen und 137580 t Güter. Wieviele Enten die im Volksmund "Ententöter" genannte Bahn ins Jenseits befördert hat, ist leider nicht überliefert.

Satziger Kleinbahn

Foto: Bruno Feldt

Nach 1945 wurde die Strecke Jacobshagen - Klein Spiegel demontiert. 1961 wurde der Abschnitt Nörenberg - Dramburg stillgelegt und abgebaut. Die Strecken Stargard - Daber und Trampke - Nörenberg wiesen in den Folgejahren einen regen Verkehr auf. Bei der PKP muss auch eine Verstärkung des Oberbaus durchgeführt worden sein, da in den 50er/60er Jahren Rollwagenverkehr stattfand, der bei der S.K.B. wegen des schwachen Oberbaus nicht möglich war. Auch in Polen geht das Kleinbahn-Zeitalter seinem Ende entgegen. 14 Tage vor ihrem 100. Geburtstag wurde zum 1.1.1995 der Betrieb der "Saatziger Kleinbahn" eingestellt.

Manfred Wike

Übernahme aus dem Heimatbrief zum Weihnachtsfest 2010 des Heimatkreises Saatzig

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