Stargard im Dreißigjährigen Krieg

Dietrich Otto
Heimatkreisbearbeiter Stargard

22.7.2009

Übersicht

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Der Dreißigjährige Krieg (1618 bis 1648) war ein Krieg um Macht und Religion. Die Katholische Liga (die Kaiserlichen) kämpfte gegen die Protestantische Union. Die Bündnisse wechselten. In der Endphase trat die Religion in den Hintergrund, das katholische Frankreich verbündete sich mit dem protestantischen Schweden. Die Feldzüge und Schlachten fanden überwiegend auf dem Gebiet des Heiligen Römischen Reiches statt. Zuerst war Pommern nicht betroffen, dann aber während der 3. Phase, des Schwedischen Krieges (1630 bis 1635) umso mehr. 1648 endete der Krieg mit dem Westfälischen Frieden. Ausführlich kann man sich informieren in dem Museum des Dreißigjährigen Krieges in Wittstock/Dosse.

Pommern im Dreißigjährigen Krieg

Bogislaw XIV. war von 1620 bis 1625 Herzog von Pommern-Stettin, von 1625 bis 1637 Herzog von ganz Pommern, von 1623 bis 1637 auch Bischof von Cammin. Die Wiedervereinigung von Pommern-Stettin und Pommern-Wolgast unter Bogislaw XIV. war unvollständig, es wurde keine Gesamtregierung eingerichtet, es gab weiterhin eine Regierung in Stettin und Wolgast. Man erhielt auch noch die selbständige Verwaltung des Camminer Stiftsgebietes. So war Pommern in einer schwachen Position. 1627 wurde dem Herzog das Verlangen Wallensteins, des Feldherrn der Katholiken Liga, überbracht, 10 kaiserlichen Regimentern in Pommern Quartier zu geben. Das drohende Verhängnis war nicht abzuwenden, damit begann die Unglückszeit Pommerns, Anfang 1629 waren es dann 123 Kompanien, die jeweils einen großen Tross mit sich führten. Um zu überleben, waren die Söldner darauf angewiesen, das Land auszuplündern. Der Herzog musste immer wieder Geldforderungen erfüllen. Stralsund widersetzte sich erfolgreich der Einquartierung entgegen dem Willen des Herzogs. Die Stadt trotzte der Belagerung durch Wallenstein. Als die eigenen Kräfte nicht mehr reichten, wurden dänische und schwedische Truppen zur Unterstützung gerufen. Nach Aufhebung der Belagerung zogen diese nicht wieder ab. Stralsund stand bis zum Wiener Kongress 1825 unter schwedischer Verwaltung.

Karte Dreißiglähriger Krieg

Am 26. Juni 1630 landete der schwedische König Gustav Adolf in Peenemünde auf der Insel Usedom. Sein Hauptziel war es, die Herrschaft Schwedens über den Ostseeraum zu erlangen. Am 9. Juli erschien er bereits in Stettin. Der Herzog bat vergeblich um Erhaltung der Neutralität. Die Schweden begannen sofort, die Stadt zu befestigen, um sie als Stützpunkt für weitere Unternehmungen in Pommern zu benutzen. In kurzer Zeit gelang es ihnen, die kaiserlichen Truppen aus den umliegenden Städten zu vertreiben, so aus Stargard am 14. Juli. Im Juni 1631 war ganz Pommern von den kaiserlichen Truppen befreit, Demmin, Kolberg und Greifswald hatten am längsten widerstanden.

Gustav Adolf und Bogislaw

König Gustav Adolf und Herzog Bogislaw XIV.

1635 gewannen die kaiserlichen Truppen wieder die Oberhand, zu dieser Zeit standen 9000 Mann schwedischer Truppen in 13 Städten in Pommern in Garnison. Am 7. Oktober 1635 wurde Stargard ein Raub der Flammen und von den Kaiserlichen Truppen wieder eingenommen. Nach dem schwedischen Sieg bei Wittstock am 14. September 1636 hatten die Schweden im Norden wieder die Übermacht, es gelang ihnen, die Kaiserlichen aus Pommern zu vertreiben. Nach dem Tod von Bogislav XIV. am 10. März 1637 wurde Pommern wie eine schwedische Provinz behandelt. Das Kurfürstentum Brandenburg konnte keine Ansprüche auf Pommern durchsetzen. Häufige brandenburgische Einfälle in den Jahren 1639 und 1640 verschlimmerten die Lage der Bevölkerung. Ende 1641 einigte man sich, einen Friedenskongress in Münster und Osnabrück einzuberufen. Der Westfälische Friede wurde erst 1648 erreicht. Der brandenburgische Kurfürst Friedrich Wilhelm (Der Große Kurfürst) hat sich vergeblich bemüht, eine Teilung Pommerns zu verhindern. Er musste Vorpommern mit Rügen und von Hinterpommern Gartz, Stettin, Damm, Gollnow und die Insel Wollin, wie auch die Oder mit ihren 3 Mündungsarmen und dem Haff an Schweden abtreten. Pommern hatte seine Selbständigkeit endgültig verloren. Hinterpommern war nun eine brandenburgische Provinz. Einen genauen Ablauf des Dreißigjährigen Krieges in Pommern findet man in dem 1904 erschienenen Buch "Geschichte von Pommern" von Martin Wehrmann. 1982 gab es eine Neuauflage.

Stargard im Dreißigjährigen Krieg

Hauptquelle für die Ausführungen, Stargard betreffend, ist das Buch von Joachim Stampa "Stargard in Pommern, Schicksale einer deutschen Stadt", 1974 erschienen. 1625 wurde Stargard von der Pest heimgesucht, über 3000 Menschen starben. 1627 rückte der kaiserliche Feldherr Octavio Piccolomini in die Stadt ein, es blieb sein Standquartier bis in den Sommer 1629. Der Herzog konnte die Besetzung Pommerns durch kaiserliche Truppen nicht verhindern. Die kaiserlichen Truppen befanden sich in Pommern auf neutralem Boden. Heftige Klagen gegen vielfältige Bedrückungen wurden von der Bevölkerung gegen ihn erhoben. Bald nach seinem Einmarsch auferlegte Piccolomini der Stadt ohne irgendeine Vollmacht eine Ranzion (gebräuchliches Wort für Lösegeld) von 8000 Talern. Er zog sich damit einen scharfen Verweis von Wallenstein zu, die angedrohte Bestrafung erfolgte nicht. Stargard hatte seine Stadttore freiwillig geöffnet. Piccolomini verstärkte die Verteidigungskraft Stargards. Es wurden rings um die Stadtmauer Wälle angelegt, sie dienten dem Schutz der Stadtmauer vor schwerer Artillerie. Es wurden 6 Rondeele aufgeschüttet, das beim Johannistor war besonders groß. Außerhalb des Stadtwalls befand sich ein Wassergraben, der von der Ihna gespeist wurde. Dazu hat Piccolomini den Lauf der Ihna umgeleitet.

Piccolomini

Nach der Landung der schwedischen Truppen am 26. Juni 1630 auf Usedom konnten diese die kaiserlichen Truppen aus Pommern vertreiben. Herzog Bogislaw XIV. hatte sich zwangsweise mit König Gustav Adolf verbündet, damit war Pommern in den Krieg eingetreten. In dem 1835 erschienenem Buch "Schlachten, Belagerungen und Gefechte in Deutschland und den angrenzenden Ländern" von R. v. Rothenburg ist bezüglich Stargard zu lesen:

"Als der Herzog sah, dass Gustav Adolf entschlossen war, die Stadt mit Gewalt zu nehmen, ließ er sich in Verhandlungen ein und gestattete den Einmarsch und die Besetzung. Das Stettin gegenüberliegende Damm, welches von diesem nur durch einen grundlosen Morast und 2 kleine Oderarme getrennt , aber durch einen Damm mit Stettin verbunden war, ergab sich den Schweden. Die herzoglich pommerschen Truppen traten in schwedische Dienste über. Der aus der unhaltbaren Stadt Damm bei Zeiten abgezogene Oberst Piccolomini hatte sich mit 600 Mann nach Stargard geworfen. Die Schweden ließen ihn durch den Obersten von Damitz mit dem in schwedische Dienste getretenen pommerschen Regiment verfolgen und in Stargard angreifen, um durch den Besitz dieser Stadt mit Kolberg und ganz Hinterpommern in Verbindung zu kommen. Der Angriff sollte bei Nacht geschehen, Damitz traf aber erst bei Tagesanbruch vor Stargard ein und wurde sogleich von der österreichischen Besatzung beschossen. Der Lokalität kundig ließen sich die Angreifenden aber in kein Gefecht ein, zogen um die Stadt herum, gingen bei der Wasserpforte in der Nähe des Walltors, die sie unbemerkt und mit leichter Mühe öffneten, über den Wall und drangen so in die Stadt, wo sich ein lebhaftes Gefecht entspann, wobei die Kaiserlichen 100 Tote und eben so viele Gefangene verloren. Sie kapitulierten hierauf und erhielten freien Abzug mit Untergewehr nach dem Lager in Gartz. Mit Stargard fielen bedeutende Munitions- und Mundvorräte in schwedische Hände." Ein Untergewehr ist ein Seitengewehr, z. B. ein Degen.

Joachim Stampa macht hierzu noch detaillierte Ausführungen. "Nach dem Ruf "Feind in der Stadt" verschanzten sich die Kaiserlichen in der Johanniskirche und auf den westlichen Wällen. Von der Stadt her war an die Kriegsknechte auf dem Rondeel nicht heranzukommen und von außen dank der neuen Befestigungen auch nicht. Stargard lief Gefahr, von den eigenen Wällen her mit den eigenen Kanonen beschossen zu werden. Da zerstörte eine schwedische Kanonenkugel die Verbindungsbrücke vom Rondeel zum Johannisturm, und als sich die Truppen von ihren Anführern getrennt sahen, steckten sie die weiße Fahne auf."

Die Schweden wollten nun ihrerseits die Befestigungen Stargards verstärken und ließen zuerst zeichnerisch eine Bestandsaufnahme machen. Dieser Plan liegt im schwedischen Kriegsarchiv in Stockholm. Ein Vergleich mit der Lubinschen Karte von 1618 zeigt, dass die Wallanlagen erst danach angelegt wurden, so dass alles darauf hindeutet, dass Piccolomini diese Befestigungsarbeiten hat ausführen lassen.

Nach der Schlacht bei Nördlingen 1634 gewannen die kaiserlichen Truppen wieder die Oberhand und rückten Anfang Oktober 1635 gegen Stargard vor. Die schwedische Besatzung hatte schon 1632 Vorsorge getroffen. Die Heiliggeist Kirche war abgebrochen worden, um ein freies Schussfeld zu haben, ebenso die anderen Kapellen vor dem Pyritzer Tor und die Hospitäler. Die Scheunen zwischen dem Pyritzer Tor und dem Johannistor blieben stehen, wurden aber mit Pechkränzen behängt, damit sie vom Wall aus mit Brandpfeilen angezündet werden konnten. In der Stadt lagen 4 Kompanien Schweden. Die Kaiserlichen rückten am 6. Oktober mit großer Übermacht an und begannen am nächsten Tag mit der Belagerung. Die Schweden ließen die Stroh gedeckten Scheunen in Brand schießen. Ein starker Westwind trieb das Stroh und die Erntegarben in die Stadt. Überall entstanden Brände, die nicht mehr gelöscht werden konnten. Die Belagerer schossen Granaten auf die Stadt, um den Widerstand möglichst schnell zu brechen. Stargard wurde erobert und zwar wiederum vom Walltor aus, wo sich die Verteidiger wegen des sich ausbreitenden Brandes zurückziehen mussten. Die Schweden mussten sich ergeben, ihr Führer Oberst Böhm wurde gefangen genommen. Die Landsknechte wurden in die Dienste der Kaiserlichen genommen, das war keine ungewöhnliche Lösung. Die Söldner, auch als Handwerker des Todes bezeichnet, kämpften nicht für eine Idee, sondern um ihren Sold, um überleben zu können. Stargard war ein Trümmerhaufen und wechselte bis zum Ende des Krieges noch mehrmals den Besitzer.

Nach dem Westfälischen Frieden gehörte Stargard zum Kurfürstentum Brandenburg, Stettin aber zu Schweden. In Brandenburg regierte bis 1688 Kurfürst Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst genannt. So wurde Stargard für 70 Jahre die Hauptstadt des bei Brandenburg verbliebenen Teils von Hinterpommern. 1701 krönte sich der Kurfürst Friedrich III., der Sohn des Großen Kurfürsten,  zum König Friedrich I. in Preußen. Mit dem Frieden von Stockholm gelang es 1720 dessen Sohn König Friedrich Wilhelm I. (Der Soldatenkönig) Stettin und das Gebiet westlich bis zur Peene (Mittelpommern) wieder zu gewinnen. Dann wurde Stettin die Hauptstadt des preußischen Teils von Pommern

Pommern stand nun unter der Verwaltung von Schweden (Vorpommern) und Brandenburg (Hinterpommern). Beide Staaten waren an den Kriegen der folgenden Jahre beteiligt und damit war auch Pommern betroffen. So konnte sich das Land nicht erholen. Erst nach dem Siebenjährigen Krieg folgte eine Phase der relativen Ruhe bis zum Auftauchen Napoleons.

Nordischer Krieg 1655-1660

Schwedisch - Brandenburgischer Krieg 1674-1679

Großer Nordischer Krieg 1700-1721

Siebenjähriger Krieg 1756-1763

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