Friedhof des Kriegsgefangenen-Lazaretts 1945

Willi Döring
Bismarckstr. 93
20253 Hamburg

16.7.2009

Das Kriegsgefangen-Lazarett bestand vom 23. Mai bis zum 21. Juli 1945. Schätzungsweise 99% der ehemaligen Einwohner unserer alten Heimatstadt dürfte nicht bekannt sein, dass auf dem ehemaligen Gartengelände der Karlstraßen-Häuser, genauer zwischen Abgrenzung zur Gasanstalt, Gartenhaus und Gewächshäusern der Gärtnerei Brand sich das Gräberfeld von 379 deutschen Kriegsgefangenen befand, die größtenteils vom Gefangenenlager in der Schröderschule (von den Sowjets betrieben) in die Isolierbaracke des Krankenhauses kamen, dort von dem Obersanitäter Paul Baron gepflegt wurden und nach deren Tod von ihm beerdigt worden sind. In 37 Gräbern verschiedener Größe sind dort 379 deutsche Soldaten beerdigt worden. Von diesen 379 Toten sind 310 namentlich erfasst. Geburtsdaten, Sterbedaten, wie einstiger Wohnort sind ebenfalls angegeben. Je eine Kopie der Namensliste und des Lageplans der nummerierten Gräber liegen bei mir vor.

Gefangenenlager Gräberfeld

Kopie vom Originalplan des Obersanitäters Paul Baron 1945, der leider bereits verstorben ist.

Das Gräberfeld ist heute nicht mehr auszumachen. 1954/55 hat man auf dem Gelände der Gasanstalt einen Lagerschuppen errichtet und ist auf das Gräberfeld ausgewichen. Eine Umbettung war die Folge. Ob nun sämtliche Gebeine oder nur ein Teil der Toten umgebettet wurden, weiß man nicht. Trotz intensiver Nachforschungen findet man keinen Augenzeugen oder Mitwisser. Entweder sind diese inzwischen verstorben oder fortgezogen. Selbst Nachfragen beim Probst Kufel, St. Johann, oder bei Dr. Pauly, Leiter des Waisenhauses, der zu dieser Zeit bereits in Stargard war, zucken die Achseln. Man hat den Eindruck, dass die Polen sich in Schweigen hüllen. Ist es etwa die Scham?

Gefangenenlager Lageplan

Lageplan

Anmerkung von Piotr Nycz, Verwalter des deutschen Soldatenfriedhofs in Glien:

Die Toten wurden nach der im Spätsommer 2001 durchgeführten Exhuminierung nach Glien überführt. Die unteren Reihen an der Karlstraße waren durch den Bau einer Lagerhalle leider verloren gegangen, aber wir konnten immerhin ca. 300 Tote, darunter auch Frauen, bergen. Die oberen Reihen (Richtung Krankenhaus) müssen in großer Eile angelegt worden sein und glichen einem Massengrab. Jetzt ruhen die exhuminierten Toten aus Stargard in Ruhe auf dem deutschen Soldatenfriedhof in Glien und einige wenige haben aufgrund der gefundenen Erkennungsmarken sogar ihren Namen zurück bekommen.

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