Stadtverordnetenvorsteher Justitzrat Paul Falk

Aus: Unser Pommerland, Jahrgang 1912 /13, Heft 10, von Ludwig Hamann
Stargarder Jahresblatt 1996

Paul Falk

Paul Falk, Stargard's Stadtverordnetenvorsteher, zwar kein Stargarder von Geburt, aber mit der Bürgerschaft verwachsen wie kaum ein anderer, kam im Jahre 1858 in den Ort, wohin sein Vater als Oberwachtmeister in der Gendarmerie versetzt worden war. Nachdem er auf dem hiesigen Gymnasium das Reifezeugnis erlangt hatte, widmete er sich den Rechtswissenschaften und ließ sich hierselbst im Jahre 1885 als Rechtsanwalt nieder. Diese Praxis übt er noch heute aus.

Als Soldat diente er im Gren.-Reg. Nr. 10 in Breslau, wurde Reserveoffizier im Kolbergschen Gren.-Regiment und später Landwehroffizier des Bezirks. Seit dem Jahre 1889 Stadtverordneter und seit 1893 Vorsteher der Versammlung, verwaltet er dies Amt ununterbrochen bis heute. Seinem Einfluss gelang es, dass im Jahre 1893 der Bürgermeister Richard Schröder aus Demmin zum Ersten Bürgermeister von Stargard gewählt wurde. Was dieser ausgezeichnete Verwaltungsbeamte für die kulturelle Entwicklung der Stadt geleistet hat, ist noch in aller Munde. Es ist das vielleicht Falk's größtes Verdienst, abgesehen davon, dass er, als sein getreuer Ekkard, alle jene großen Einrichtungen in der Versammlung durchbrachte, welche oft dem heftigen Widerstand begegneten. So entstanden damals das Schlachthaus, die Schwemmkanalisation, die Wasserleitung, die Neupflasterung sämtlicher Straßen der Innenstadt. Nur mit knapper Majorität gelang es, die Elektrische Centrale zu errichten. Noch hartnäckiger war der Widerstand gegen die Umgestaltung des Marktes, die Erweiterung des Bäckerganges zur Straße, die Einrichtung des jetzigen Bismarckplatzes, alles Einrichtungen, über die selbst die Gegner heute ihre helle Freude haben. Sein neuester Erfolg ist die einstimmig vom Magistrat gebrachte Vorlage über den Ankauf des Madüsees. Es gelang ihm auch hier, eine große Majorität schließlich für den Ankauf zu gewinnen. Und sicher wird dieser Beschluss ein Ruhmesblatt in der Geschichte der städtischen Entwicklung werden. Eine temperamentvolle Beredsamkeit und sein entschlossenes Eintreten für das, was er als richtig anerkannt, kennzeichnen das Wesen seiner Person. Über eine vorzügliche Rednergabe verfügend, weiß er geistreich und temperamentvoll zu sprechen und versteht es in hervorragendem Maße, die Zuhörer mitzureißen. Schließlich können wir es uns nicht versagen, seines organisatorischen Talentes in der Veranstaltung großer vaterländischer Feste und anderer Veranstaltungen zu gedenken. Der Blumentag, seine eigenste Idee, brachte dem Augusta Victoria-Waisenhaus 13000 M. Mitglied vieler nationaler Vereine, meistens im Vorstand tätig, auch zur Gemeindevertretung von St. Marien gehörig, der er für die Ausgestaltung der inneren Kirche wertvolle Dienste leistete, die Schützengilde und die Fleischerinnung werden das bestätigen, wirkt er anregend und belebend, wohin ihn immer der Dienst im Amt und Ehrenamt stellt. Seines Königs Huld verlieh ihm 1908 beim 100jährigen Regiments-Jubiläum den Roten Adlerorden 4. Kl. und bei der Einweihung der Marienkirche 1911 den Kronenorden 3. Kl.. Der Herr Regierungspräsident Günther und der Herr Konsistorialpräsident Goßner überreichten ihm persönlich die Allerhöchsten Auszeichnungen. Möge er der Stadt noch recht lange seine trotz der 60 Jahre noch immer rüstige und schaffensfrohe Arbeitskraft widmen.

 

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