Der Stargarder Kreis auf alten Postkarten

Jolanta Aniszewska, Museum Stargard

Kreis Stargard

Der Name Stargard wurde 1124 zum ersten Mal in einer schriftlichen Quelle als Zitarigroda angeführt. Im 12.-13. Jahrhundert wurde dann über Stargrod, Starogard, Ztaregard, Staregart, Stargarde gesprochen. Seit dem Jahre 1333 bis zum 17. Jahrhundert galt der Name Nigen Stargarde, nova Stargardia. Seit 1648 wurde bereits über Stargard geredet. Seit 1840 wurde der Name Stargard in Pommern benutzt.

Gruß aus Stargard

Erste Ansiedler wurden im 6. Jahrhundert nachgewiesen. Das mittelalterliche Stargard assoziierte man mit zwei Siedlungen. Die mittelalterliche Burg in Osetno errichtete man im 8. Jahrhundert. Die Ansiedler trugen zur Stadtentwicklung bei - in der Gegend des heutigen Weißkopf. Die Entwicklung der Stadt begünstigte ihre gute Lage. Die intensivierte Entwicklung des Stadtzentrums erfolgte nach der Verleihung der Magdeburger Stadtrechte im Jahre 1243 oder 1253 durch den pommerschen Fürsten Barnim I. 1292 wurden diese Stadtrechte gegen Lübecker Stadtrechte ersetzt, welche für Kaufleute und Handwerker recht günstig waren.

Seit dem 13. Jahrhundert wirkten hier eine Münzanstalt sowie eine Schule. In der Stadt wurden zwei Orden, einerseits der Johanniter und zum anderen der Augustiner angesiedelt. Es kamen zahlreiche Ansiedler und Stargard wurde zum Mitglied der Hansa. Dies geschah 1363. 1409 erhielt die Selbstverwaltung ihre unabhängige Macht. Ende des 13. Jahrhunderts (gegen 1292) entstand der Stadtrat. Im Stadtrat waren 24 Ratsherren vertreten, 16 davon amtierten dann im Laufe des Jahres. Der Stadtrat stellte an: Apotheker, Schreiber, Mediziner, Boten, Bademeister, Förster.

Im 15. Jahrhundert waren hier über 30 Gewerbezweige bekannt Vor allem waren dies Weber, Tuchmacher, Metzger, Schuhmacher und Bäcker. Die Stadtbürger und die Stadt selbst waren auch Eigentümer von zahlreichen Grundstücken und somit von zahlreichem Land. Ende des 15. Jahrhunderts gehörten Stargard 15 Dörfer an.

Jobststr. Wilhelm I.

Aus dem 15. Jahrhundert wurde im Schriftgut überliefert, dass die vereinzeln auftretende Fälle der Feindschaft zwischen Stargard und Stettin bekannt waren. Dieser Krieg hatte besonders schlimme Folgen in der Zeitspanne 1454-1460. Damals wurde die Anlegestelle an der Ihna überfallen, die Stadt Stargard selbst angegriffen, die Brücke an der Ost Oder verbrannt. Die Ursache dieser Auseinandersetzung war die Tatsache, dass Stettin darauf gerichtet gewesen war, das Speicher- und Lagerrecht zu respektieren.

Gegen das Ende mittelalterlicher Zeiten betrug die Einwohnerzahl von Stargard ca. 5000. Die Umringung der Stadt wurde abgeschafft. Es wurde begonnen, Ziegel- und Steinmauer anzusetzen, die sowohl die damalige Stadt als auch die erbaute Vorstadt schützen sollte. Der Fluss Ihna wurde zum wichtigen Verkehrsweg. Die Stadttore: Mühlentor, Johannistor, Pyritzer Tor und Walltor sind Bauten, die von der Jahrhundertsgeschichte der Stadt zeugen. Es gab neun Basteien, vier Kirchen, vier Vorstädte und ca. 900 Häuser.

1540, 1556 und 1584 gab es Großbrände. 1584 wurden 487 Häuser total abgebrannt. Nach diesem Großbrand kam dann Pest. Der Dreißigjährige Krieg war ganz gewiss die große Hemmung für die urbane Entwicklung von Stargard. Es herrschte wirtschaftliche Stagnation. Diese Umstände wurden noch schlimmer, als 1635 wiederum ein Großbrand Stargard verwüstete. Lediglich 93 Gebäude und die St.Johannes-Kirche waren erhalten geblieben. Infolge dieser Vorfälle wurde die Einwohnerzahl auf 1500 reduziert.

Kleinbahnhof

Nach dem Westfälischen Frieden ging Stargard im Jahre 1648 zu Brandenburg. Das 18. Jahrhundert bedeutete langsame Wiederbelebung von Stargard. 1782 und 1798 wurden erste Webermanufakturen gegründet. 1782 bemerkte man in Stargard 143 Branntweinbrenner, 134 Schuhmacher, 52 Bäcker, 48 Brauer, 30 Schneider, 18 Metzger, 15 Pantoffelmacher, je 14 Gärtner und Tischler, 12 Kleinhändler, 10 Weber, 8 Böttcher, je 7 Tabakhändler und Zimmerleute, je 6 Schlosser, Waffenschmiede und Schmiede, je 5 Frisöre, Beutler, Buchbinder, Glasmacher, Dreher, Goldschmiede, Knopfmacher, Kürschner, 3 Stellmacher, je 4 Perückenmacher, Gipsmacher, Kupferschmiede, Nadelmacher, Maurer, je 3 Apotheker, Köche, Sattelmacher, Färber, Seiler, Weißgerber und viele andere Handwerker.

Der Wendepunkt wirtschaftlicher Entwicklung entkeimte gegen Mitte des 19. Jahrhunderts. Stargard erhielt 1846-1848 die Bahnverbindung nach Stettin und Berlin sowie nach Posen; 1859 nach Köslin; 1870 nach Danzig; 1883 nach Pyritz, 1895 nach Schneidemühl. 1895 entstand auch die Schmalspureisenbahn nach Alt Damerow, Nörenberg und Daber. In Stargard ließ man demzufolge das Eisenbahnausbesserungswerk bauen. Darin fanden 2700 Personen ihren Job. Der Handel entwickelte sich rasch. Landwirtschaftliche Produkte ließen sich damit leichter befördern und vermarkten.

Im 19. Jahrhundert entstanden die Straßenverkehrsverbindungen nach Stettin (1837), Freienwalde (1845), Reetz (1846). 1939 kreuzten sich in Stargard folgende Reichsstraßen: Stettin - Deutsch Krone, Neustettin - Berlin sowie Stargard - Naugard. 1856 entstand das Gaswerk, 1897 - die städtischen Wasserwerke mit dem Wasserturm, 1899 - die städtische Kanalisation und das Elektrizitätswerk. 1879 wurde das städtische Krankenhaus erbaut. Stargard wurde zur Garnisonstadt. Hier hatte auch die Kreisverwaltung ihren Sitz. Kleingewerbe, Handwerk und Industrie entwickelten sich Schritt für Schritt.

RAW Reichsbahnausbesserungswerk

Aus dem Jahre 1915 wurde im Schriftgut überliefert, dass in Stargard über 800 verschiedenste Kleinunternehmen und Firmen tätigten. Zu den größten gehörten: Likörfabrik, Gusseisengießerei, Landmaschinenfabrik, Baustoffabrik, Tabakfabrik, Brauereien, Molkereien, Sägewerke, Mühlen. Dank solcher Vielfalt hatte sich auch landwirtschaftliche Produktion gut entwickeln können. In den 20er des 20. Jahrhunderts gab es auch in Stargard ein Krankenhaus, Kasernen, Schlachthof, Reichsbankfiliale, Finanzamt und Zollamt.

Die Protestanten hatten ihre drei Hauptgotteshäuser: Marienkirche, St.-Johannes-Kirche und Hl.-Geist-Kirche. Ihre Gotteshäuser besaßen aber auch die Juden, Katholiken und Mitglieder der Reformierten Gemeinde. 1812 registrierte man in Stargard 8521 Protestanten, 199 Katholiken, 180 Juden. 1871 betrugen diese Zahlen: 16356 Protestanten, 339 Katholiken sowie 402 Juden. 1895 - 23820 Protestanten, 1242 Katholiken, 546 Juden und 506 Gläubiger anderer Konfessionen. In Stargard gab es einige Bildungseinrichtungen. Zu den wichtigsten gehörten: Gröningsches Gymnasium und Königin Luisenschule.

Einwohnerzahl: 15. Jahrhundert - ca. 4000; 1740 - 5529; 1794 - 5971; 1812 - 8900; 1840 - 12693; 1871- 17280; 1890 - 23785; 1905 - 26907; 1925 - 32545; 1939 - 39780.

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