(Fast) ältestes Adressbuch von Stargard in Pommern von 1872 durchsuchbar

16. 6. 2009

Die Stadt Stargard in Pommern war eine der wichtigsten pommerschen Städte. Nachdem Hinterpommern 1648/53 an Brandenburg gefallen war, wurde Stargard bis 1720 die Hauptstadt vom brandenburgischen Hinterpommern und war bis zum Ende des 19. Jahrhunderts die größte hinterpommersche Stadt. Als Mitglied der Hanse seit 1363 gab es dort eine nennenswerte Kaufmannschaft, 1631/33 wurde das Gymnasium (bzw. dessen Vorläufer) gegründet und seit der Anbindung an die Eisenbahn und der Errichtung eines Ausbesserungswerkes lebten in Stargard viele Eisenbahner.

Die Adressbücher, die uns Zeugnis der alten Stargarder Einwohner geben können, beginnen für Stargard im Jahr 1868 - allerdings sind die ersten Ausgaben in Deutschland offenbar nicht überliefert. Das älteste verfügbare Adressbuch ist der 4. Jahrgang von 1872 mit dem Titel "Allgemeiner Wohnungs-Anzeiger nebst Adress- und Geschäfts-Handbuch für Stargard i. Pom. auf das Jahr 1872". Dort sind im alphabetischen Namensverzeichnis von der Stadt Stargard in Pommern "sämtliche Einwohner mit Ausschluss derjenigen Gewerbegehilfen, Gesellen und Dienstboten, welche keinen eigenen Hausstand haben" genannt.

lm Dezember 1871 hatte Stargard 17.280 Einwohner, die in 3589 Familien- und 315 Einzelhaushaltungen lebten. Zusammen sind das 3904 Haushaltsvorstände während im Namensverzeichnis des Adressbuches 4416 Einträge stehen und somit noch 500 weitere Personen genannt sind. Bei den männlichen Personen finden wir dort den Nach- und Vornamen, den Beruf sowie die Anschrift mit Straße und Hausnummer. Bei 933 Frauen sind zusätzlich die Geburtsnamen aufgeführt, wobei dort dann leider der Vorname fehlt. Von den Frauen waren 865 verwitwet, 182 noch unverehelicht und 34 geschieden.

An Nachnamen (ohne die Geburtsnamen) finden wir 2071 verschiedene, also 47 % der Nachnamen überhaupt. Die allerhäufigsten waren wieder die fünf: Schulz (62), Krüger (53), Schmidt (53), Schröder (34), Müller (27) und dann folgen Wolff (23), Meyer (20), Neumann(20), Matthiaß (19), Pieper (19), Michaelis (18), Wichmann (18), Tantow (17), Zastrow (16), Gehrke (16), Lange (16), Albrecht (15), Giese (15), Zimmermann (14), Retzlaff (13) wovon man Tantow, Zastrow und Retzlaff als für die Gegend typische Namen betrachten kann.

Die Bewohner beschäftigten sich außer in den eingangs genannten Bereichen natürlich auch mit dem Handwerk und der Landwirtschaft. Die häufigsten aufgeführten Berufe sind: Arbeiter (520), Schuhmacher (171), Bahnarbeiter (151), Ackerbürger (70), Kaufmann (70), Lokomotivführer (59), Schlosser (49), Tischler (43), Schneider (42), Lehrer (35), Zimmergeselle (34), Schmied (32), Maurer (30), Maurergeselle (28), Bremser (23), Gärtner (23), Eigenthümer (22), Bäcker (19).

Die Dateneingabe hat netterweise wieder Brigitte Heße erledigt - herzlichen Dank dafür! Die kopierten Vorlagen haben wir wieder vom Landesarchiv Greifswald erhalten und möchten uns an dieser Stelle auch für die freundliche Erlaubnis zur Veröffentlichung bedanken.

 2009, Gunthard Stübs

Die Pommerndatenbank ist zu erreichen unter www.pommerndatenbank.de.

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